"Nichts als Erlösung" von Gisa Klönne

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dany_87 Avatar

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"Ein Toter ohne Gesicht - eine Familientragödie - ein niemals gesühntes Verbrechen aus der Vergangenheit - eine lange verschwiegenes Kapitel deutscher Geschichte"


Gisa Klönne hat einen neuen Krimi auf den Markt gebracht. Der fünfte Fall von Judith Krieger ist im Ullstein-Verlag erschienen und umfasst 352 Seiten.
Es handelt sich um eine gebundene Ausgabe; das Cover ist in Grautönen gehalten und zeigt einen kahlen, kalt wirkenden Raum. Im Vordergrund ist ein Mädchen mit einem roten Kleid, dass dem Leser den Rücken zudreht und in den Raum hinein rennt.
Ich persönlich finde nicht, dass das Cover sonderlich gut zum Inhalt des Buches passt. Wer soll das kleine Mädchen darstellen? Warum / vor wen läuft es weg?

Der Kriminalroman beginnt mit Eric Sievert, der mit seinem Metalldetektor Nacht für Nacht durch den hessischen Wald streift auf der Suche nach alten Wertgegenständen. Es wird direkt eine spannende, düstere Atmosphäre geschaffen.
Im Laufe der Geschichte findet Eric Sievert ein Goldkettchen und stößt auf menschliche Knochen.

Zeitgleich stolpert Hauptkommissarin Judith Krieger beim nächtlichen Joggen durch die Kölner Altstadt über einen Toten ohne Gesicht. Den Mord scheint niemand bemerkt zu haben und es erweist sich zunächst schwierig den entstellten Mann zu identifizieren.
Und wer ist der Mann, der Judith beobachtet, als sie die Leiche des Mannes entdeckt und dann die Flucht ergreift?

Als das Opfer schließlich identifiziert wird stoßen Judith Krieger und ihre Kollegen auf eine Familientragödie, die inzwischen 20 Jahre zurückliegt. Fast eine ganze Familie wurde auf brutale Weise ermordet und die Leichen sind bis heute nicht aufgefunden worden; das aktuelle Opfer ist der damalige Hauptverdächtige.
Und alles hängt mit dem Kinderheim "Frohsinn" zusammen in dessen ehemaligen Gemüsegarten die Ermittler auf Kinderleichen aus der NS-Zeit stoßen.
Und welche Rolle hat der Mörder Judith Krieger, der er regelmäßig Bilder von Schauplätzen schickt,  zugedacht?

Die Handlung spielt hauptsächlich in Köln, Nebenschauplätze sind der hessische Wald und die griechische Insel Samos.
Die verschiedenen Handlungsstränge verbinden sich im Laufe der Geschichte und die Puzzleteile fügen sich zusammen.

Der Kriminalroman behandelt auf sehr interessante Weise eine düstere Thematik der deutschen Nachkriegszeit: Die Schicksale der Heimkinder während und nach der NS-Zeit. Ich persönlich habe bislang noch in keinem Buch über dieses Thema gelesen und fande den Aspekt daher sehr spannend und informativ.

Dem Kriminalroman an sich gebe ich nur zwei Sterne, da die düstere und spannende Atmosphäre zu Beginn der Geschichte leider nicht aufrecht erhalten wird. Teilweise zieht sich die Geschichte sehr in die Länge; Manni und Judith sind sehr viel mit ihren eigenen Problemen / Gedanken beschäftigt (die schwangere Freundin / der Rauchentzug) und die Art von Judiths "Ermittlungshilfen" hat mir nicht sonderlich gefallen (zu viel Traumdeutung /-analysen); es gibt inhaltliche Widersprüche (beispielsweise zur Mordwaffe: mal heißt es, dass ein Projektil am Tatort sichergestellt wurde wonach die Mordwaffe ermittelt wurde; ein paar Seiten weiter: eine Patronenhülse wurde am Tatort nicht gefunden wonach die Tatwaffe fraglich ist); nicht alle Handlungsstränge werden im Laufe der Geschichte aufgelöst (was wird aus den Ermittlungen des Journalisten Rene Zobel? Hierzu wird gegen Ende des Buches nichts mehr gesagt, obwohl seine Rolle zunächst sehr dominant ist.).

Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass gerade gegen Ende des Buches die Geschichte irgendwie schnell zuende gebracht werden musste. So sind einige Fragen / Handlungsstränge einfach nicht weiter ausgeführt worden.
Vielleicht hätte man besser von Anfang an weniger verschiedene Charaktere / Schauplätze einbringen sollen...
Insgesamt war es ein netter Roman; allerdings nicht sonderlich packen und spannend. Ich denke nicht, dass ich weitere Kriminalromane aus der Judith-Krieger-Reihe lesen werde.