Schicksale, für die eigentlich die Worte fehlen...

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... aber Gisa Klönne versucht trotzdem, sie zu erfassen.

Zum Inhalt: Kommissarin Krieger stolpert bei ihrer nächtlichen Joggingtour fast über eine Leiche und dadurch in einen Fall, der in die Abgründe dessen führt, was Menschen anderen Menschen antun können und wie diese Taten auch noch Jahrzehnte nachwirken können.

Zum Cover: Ein laufendes Kind in einer leeren Wohnung. Dieses Bild würde mir zwar sofort in der Buchhandlung auffallen und mich für einen Kauf gnädig stimmen, mit dem Inhalt des Buches hat es jedoch gar nichts zu tun.

Mein Eindruck: Das Grauen kommt auf leisen Sohlen. Obwohl eher wenig blutrünstige Details zur Sprache kommen, bleibt der Leser fassungslos nach dem Ende der Lektüre zurück. Zu eindringlich wird die seelische Pein des Mörders geschildert, welcher selber Opfer war. Dieses Mitgefühl sorgt für ein Verständnis seiner Beweggründe, zu dem ich mich selten in Kriminalromanen genötigt fühle. Dies gilt insbesondere deshalb, weil die Opfer dieses Menschen teilweise keinerlei Schuld auf sich geladen haben. Gisa Klönne beweist eine gute Recherche und ein großes Einfühlungsvermögen in ihre Figuren. Wenn ich auch für befremdlich halte, von einer Kollegin als "die Krieger" zu denken (wie es eine der fünf Figuren, deren Blickwinkel das  Geschehen erhellen, tut), ist die Zusammenarbeit im Dezernat glaubhaft geschildert. Die zwischenmenschlichen Turbulenzen der Protagonisten bleiben im Bereich des Erträglichen und für alle Katastrophen bieten sich Lichtstreife am Horizont.

Fazit: Ein schwieriges Thema, das völlig zu Recht den Weg zwischen die Buchdeckel gefunden hat, wird in gekonnter Weise von Gisa Klönne dargeboten. Dafür 4 Sterne.