Sehr melancholisch

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ardillas Avatar

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Hauptkommisarin Judith Krieger stößt bei ihrem morgendlichen Joggen auf eine Leiche. Und damit beginnen umfangreiche Ermittlungen, die schließlich in einem 20 Jahre alten Mord gipfeln. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Manni versucht sie, die Zusammenhänge darzustellen und muss dabei feststellen, dass der Mörder es letztlich auf sie selber abgesehen hat.

Der Charakter der Judith Krieger ist in meinen Augen nicht gelungen. Ausser die Autorin wollte eine unsympathische, in sich gekehrte Polizistin beschreiben. Judith hat auch ständig irgendwelche Vorahnungen. Sie weiß, dass der Täter im Haus war, obwohl nichts daraufhin deutet. Sie weiß, dass der Killer nicht auf Samos ist. Sie weiß, dass sie heute einen Durchbruch erzielen werden. Das nervt auf Dauer. Judith ist ständig traurig (so kommt es dem Leser jedenfalls vor). Sie redet nur, wenn es absolut notwendig ist, sodass man den Eindruck bekommt, sie sei arrogant.

Der Charakter ihres Kollegen Manni hingegen ist ein wenig sympathischer. Er ist aus dem Leben. Manni schlägt sich mit den gleichen Problemen rum, wie jeder normale Mensch. Seine Freundin ist ungewollt schwanger. Möchte er dieses Kind überhaupt? Auf Grund seiner unglücklichen Kindheit hegt er Zweifel, ob er überhaupt ein guter Vater werden wird. Der Fall, den er lösen muss, löst er nicht durch irgendwelche Vorahnungen sondern durch klasse Dedektivarbeit. Und als Judith in Gefahr gerät, ist er nicht der schillernde Held, der sie in letzter Sekunde rettet. Er weiß schlicht und einfach nicht, wo er sie suchen soll. Und das macht ihn sehr symphatisch.

Der Inhalt des Buches ist sehr interessant und an manchen Stellen auch fesselnd. Aber der Schreibstil der Autorin gefällt mir gar nicht. Das ganze Buch tropft vor Melancholie und Traurigkeit. Jedesmal, wenn ich es weitergelesen habe, wurde mir ganz schwer ums Herz. Man bekommt das Gefühl, dass die Autorin gar keinen Spaß beim Schreiben dieses Buches hatte oder in einer schlimmen Krise steckte. Da ist nichts fröhliches. Natürlich ist es ein ernstes Thema über die Kinderheime in der Nazizeit zu schreiben. Aber kein Grund, das komplette Buch so düster darzustellen. Die Autorin erwähnt in ihrem Buch, dass ein Journalist die hohe Kunst beherrschen muss, komplexe Sachverhalte prägnant, kurz und verständlich darzulegen. Genau das hat Gisa Klönne in ihrem Buch getan, da sie selber Journalistin war. Nur möchte ich als Leser nicht eine 341 Seiten lange Zeitung lesen. Die kurzen sich oft wiederholenden Sätze nerven.

Drei Sterne bekommt das Buch von mir für den Inhalt; auf keinen Fall für den Schreibstil. Ich werde keine weiteren Bücher dieser Autorin lesen.