Kinderwunsch aus Sicht eines Mannes

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Felix und Sonja sind seit drei Jahren zusammen und planen ihr Familienleben. Als der Kinderwunsch nach einigen Monaten trotz abgesetzter Verhütung noch immer unerfüllt ist, lässt sich Felix von einem Urologen untersuchen. Die Diagnose ist niederschmetternd. Felix‘ Ausdruck dafür ist Spermmüll. Für das Paar beginnt nun eine Tortur durch Hormonmittel, zeitliche Ermittlung des Eisprungs und das nervenzehrende Warten, ob man sich freuen darf. Die Zeugung wird dabei so versachlicht, dass kaum noch Raum für Emotionen bleibt. 

 

Der Autor, der sich bei diesem Roman dem Pseudonym Felix Wegener bedient, greift mit seinem Buch ein Tabuthema auf. In humorvoller Weise berichtet er über ein trauriges Thema, zu dem sich eigentlich keine Witze machen lassen. In der Ich-Form berichtet er über seinen langen Weg vom ersten Gedanken über Lebensplanung bis hin zum bangen Warten, ob es dieses Mal mit der Befruchtung geklappt hat. Diese Erzählweise suggeriert dem Leser ein vertrauliches Gespräch, als wäre man hautnah dabei. Es geht dabei um die Abläufe in Praxislaboren, Wünsche, Hoffnungen und immer wieder Enttäuschungen bis hin zur entnervten Ablehnung. Auch behördliche Hürden werden erwähnt, sodass man bei diesem Buch schon fast nicht mehr von Roman reden kann, sondern eher von Ratgeber.

 

Der Erfahrungsbericht aus Sicht eines Mannes war unbedingt nötig. Es gibt so viele Bücher zum Thema Kinderwunsch, die entweder sachlich informieren oder sich direkt an die Frau wenden. Die Gefühle, die der Mann dabei hat, im Strudel der Terminplanung als Zeugungsmaschine reduziert zu werden, werden häufig missachtet. Bei diesem Buch ist die Mischung zwischen Emotionen und klaren Fakten einschließlich Konsequenzen gelungen. Daher sehe ich die fehlende Rundung wegen der Abschweifung am Ende nach. Wer betroffen war, wird sich wiederfinden und vielleicht mit liebevollem Blick auf das eigene Kind erinnern. Wer betroffen ist, weiß jetzt, dass er Leidensgenossen hat und kann Hoffnung schöpfen, dass es später klappt. Wer nie betroffen war, kann sich nun besser in die Situation versetzen und liest vielleicht aus Interesse weiter. Von daher gibt es sicher eine große Zielgruppe an Lesern, denen man dieses Buch empfehlen kann.