Spermmüll

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r.e.r. Avatar

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Felix und seine Freundin Sonja wollen ein Kind. Nachdem sich nach einigen “Pillenfreien” Monaten nichts getan hat und bei Sonja laut ärztlichem Gutachten alles in Ordnung ist, wird Felix zum Spermiogramm gebeten. Das Resultat ist niederschmetternd. Seine Spermien sind Kopflos, Antriebslos und vor allem Wirkungslos. “Spermmüll” nennt Felix das. Auf natürliche Weise wird es also nichts werden mit dem Wunschkind. Allerdings ist bei derart müden Spermien auch die künstliche Nachhilfe nicht ganz einfach.

 

Zunächst wird versucht Felix Spermien auf Vordermann zu bringen. Der Arzt verordnet Zink und ein Mittel um seinen weiblichen Hormonspiegel zu senken. Das geht nun doch zu weit, findet der Vater in spe. Und betreibt eigene Recherchen, die ihn zu seltsamen Erkenntnissen bringen. “Jetzt las ich von der Theorie, dass Schwangere, die zu viel Fleisch von Rindern essen, die mit Wachstumshormonen gemästet wurden, Söhne gebären, die als Mann unfruchtbar sind. Ich rief meine Mutter an, die mein Problem noch nicht kannte. “Sag mal Mutter, hast du früher besonders gerne Rindfleisch gegessen?” Ich konnte das Fragezeichen in ihrem Gesicht sehen.”

 

Wer sich mit dem Thema künstliche Befruchtung noch nicht befasst hat, wird einiges wissenswerte erfahren. Vor allem das unverheiratete Paare die Befruchtung im Reagenzglas selber bezahlen müssen. Bis zu 25.000 Euro kann das kosten. Jetzt steht Felix also vor dem Dilemma, dass er sich nichts schöneres vorstellen kann, als Sonja einen Heiratsantrag zu machen. Dies aber nicht tut, weil er nicht aus Kostengründen dazu gezwungen werden will. Lieber schreibt er an die Krankenkasse um das Geld einzuklagen. “Du willst lieber einen Rechtsanwalt bezahlen als mich zu heiraten?” fragt Sonja und der Haussegen hängt schief.

 

“Nichtschwimmer” ist ein lustiges Buch zu einem ernsten Thema. “Früher reisten Frauen, die ungewollt schwanger wurden, in andere Länder, um ihr Kind abtreiben zu lassen. Heute floriert der Tourismus, weil die Kinder herbeigewünscht werden.” So schreibt der Autor auf Seite 217.

 

Wirklich entspannt und amüsiert kann dieses Buch nur lesen wer schon Kinder bekommen hat und die vorzugsweise auf natürlichem Weg. Ob es auf Betroffene eher hilfreich oder zusätzlich deprimierend wirkt, wage ich nicht zu beurteilen. Der Autor schildert seine Erlebnisse als Ich-Erzähler recht munter und mit viel Selbstironie. Sein Zaudern und Zögern bevor er sich endlich zu dem geforderten Besuch beim Urologen aufrafft, die erste Spermienprobe, das Resultat der Untersuchung. Die schonungslose Ehrlichkeit mit der er den Blick auf sein Innerstes darlegt und sich damit dem vermeintlichen Spott und der öffentlichen Schmach aussetzt, machen ihn und seine Geschichte sympathisch.