Thematisierung eines Lasters unserer Zeit

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Es lebe das Laster! – Offenbar eine Aussage, die auch vor dem Hintergrund von Thomas Currans Neuerscheinung „Nie gut genug“ Bestätigung findet, zumindest sofern dabei vom aktuell gesellschaftlichen Problem des Perfektionismus ausgegangen wird. So ist der Perfektionismus ebenso wie ein „klassisches“ Laster ein Persönlichkeitsmerkmal, das zwar sicher seine Daseinsberechtigung hat und vielleicht auch ein Stück weit als treibende Kraft bei der Verwirklichung persönlicher Ziele wirkt, andererseits jedoch auch ein ernsthaftes Problem darstellen kann – insbesondere, wenn es im Übermaß auftritt. Ebenjene Argumentation, jedoch im Ausführlichen, vertritt auch Curran in seinem neu erschienen Sachbuch. Über eine bunte Mischung aus Zahlen, Daten, Fakten, Fallbeschreibungen und Theorien sowie persönlichen Anekdoten gelingt es ihm, den Leser zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem leider oftmals leichtfertig abgetanen Problem des Perfektionismus anzuregen. Dabei ist das Buch jedoch keinesfalls zu sachlich angelegt, sondern überzeugt vielmehr durch einen einfachen, leicht verständlichen Schreibstil, der einen guten Lesefluss ermöglicht. Besonders gut gefällt mir, dass der Autor immer wieder auch auf seinen persönlichen Hang zum Perfektionismus verweist, der bereits durch das äußerst präzise aufgeschlüsselte Inhaltsverzeichnis zutage tritt, ihn jedoch ungemein authentisch erscheinen lässt und die weite Verbreitung des gesellschaftlichen Perfektionismuslasters nur noch einmal unterstreicht. Ergänzend bringt Curran demgegenüber jedoch auch Lösungsansätze hervor, die das Sachbuch zu einem wertvollen Tool für jeden Leser machen. Das 320 Seiten starke Werk des britischen Assistant Professors erschien bereits am 12.09.2023 beim Rowohlt Polaris Verlag und ist definitiv ein Muss für alle Psychologieinteressierte.