Blind, aber erfolgreich im Aufdecken

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emmmbeee Avatar

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Eines gleich vorweg: Dass eine Blinde die Welt so farbig schildert, hängt wohl damit zusammen, dass sie noch vor wenigen Jahren sehen konnte, anders wäre der Text nicht glaubhaft. Ausserdem: Die Tatsache, dass beim Einbüssen der Sehkraft andere Sinne geschärft werden, kommt der Polizistin Jenny Aaron bei ihren Ermittlungen zweifellos zugute. Auch dass man sie wegen ihres Gebrechens für schwächer hält, als sie ist, lässt ihre Stärken umso mehr hervortreten. Und die Ermittlungen werden auf eine ganz andere Art angepackt, als man das von anderen Krimis kennt – sehr originell und einfallsreich!
Wir haben jetzt also einen zweiten Jenny Aaron- Band, und ihr jetziger Auftrag für das BKA führt sie zuerst nach Rom und danach durch mehrere Erdteile. Bereits vor zehn Jahren begann die Geschichte um diesen Fall, und nun darf der Leser erneut in die Story einsteigen. Die blinde Polizistin ist als Mitglied einer Sondereinheit undercover tätig, in direktem Kontakt mit dem Mann, den sie dingfest machen soll. Farbig und temporeich wie eine Fahrt mit dem TGV präsentiert sich die Sprache, zum Bersten straff wurde der Handlungsbogen gestaltet.
Eins der Zugpferde beim Lesen eines Buches, egal welchen Genres, ist das Wiedererkennen von Personen und Umfeld. Es erweckt zusätzliches Interesse, wenn man bereits beim ersten Band so recht mitgefiebert, mitgelitten und sich mitgefreut hat.
Pflüger ist einer der wenigen deutschen Krimiautoren von internationalem Format. Mir gefiel, wie er das Tempo allmählich steigen lässt, Farbe und Plastizität dazumischt, Jennys Zweifel einerseits und das aufkommende Ermittlungsfieber andrerseits immer wieder Kämpfe mit ihrer Blindheit ausfechten lässt.
«Endgültig» heisst der Vorgänger der Jenny-Reihe, «Niemals» sein Nachfolger. Ein Widerspruch? Keineswegs! Lesen Sie selbst…