Packend und intelligent

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
linus63 Avatar

Von

Nach ihrem beeindruckenden Auftritt im letzten Fall möchte die international operierende Sondereinheit ihre ehemalige Spitzenagentin Jenny Aaron trotz ihrer Blindheit wieder einstellen. Sie zögert, doch als sie erfährt, dass sie 2 Milliarden Dollar von ihrem Todfeind geerbt hat, an die jedoch gewisse Bedingungen geknüpft sind, braucht sie die Unterstützung der Einheit. Sie kehrt zurück, um gleich darauf mit ihrem guten Freund und Kollegen Ulf Pavlik nach Marrakesch zu reisen. Dort werden sie von ihrer Vergangenheit eingeholt …

„Niemals“ beginnt mit einer Rückblende, einem Einsatz vor 10 Jahren, der neben einem ersten Eindruck über die Schlagkraft und die Fähigkeiten der Einheit, insbesondere von Jenny Aaron als sie noch sehen konnte, gleichzeitig einige Hintergründe zu dem heutigen Geschehen gibt. Das Tempo ist von Beginn an hoch, und schafft zusammen mit Andreas Pflügers eigenwilligem, etwas komprimiertem Schreibstil und einer sehr präzisen und anschaulichen Darstellung durchgehend eine äußerst dichte und spannungsgeladene Atmosphäre.

Obwohl dies bereits der zweite Band der Trilogie ist und quasi nahtlos an den ersten Band anschließt, ist dessen Kenntnis nicht erforderlich, um der Handlung zu folgen. Raffiniert, und durch viele Rückblenden schlüssig und nachvollziehbar, konstruiert Andreas Pflüger eine völlig unvorhersehbare Geschichte um Verrat, Korruption und Machtstreben, die man konzentriert verfolgen muss, um den Überblick zu behalten - die sich dann aber zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügt. Ebenso intelligent präsentieren sich die Protagonisten, die nicht nur sehr mutig, effizient und schlagkräftig, manchmal allerdings etwas zu perfekt agieren, sondern auch über eine umfassende Bildung verfügen, die im Laufe der Geschichte immer mal wieder zutage tritt, und den Lesespaß zusätzlich verstärkt.

Die blinde Protagonistin Jenny Aaron muss auch in diesem Band gleich an zwei Fronten kämpfen: Faszinierte im ersten Band ihr Umgang mit der Vielfalt und Menge der nicht visuellen Sinneseindrücke, ist dies inzwischen Alltag. Seitdem sie wieder erste Schatten wahrnehmen kann, dreht sich nun alles um die Frage, ob sie und wie sie ihr Augenlicht zurückerlangen könnte. Geschickt an den Anfang dieses Bandes platziert der Autor die entscheidenen Schritte, die Aaron dazu gehen müsste, nämlich zur Ruhe kommen und ihren Adrenalinspiegel senken. Die folgenden Ereignisse führen sie natürlich genau in die entgegengesetzte Richtung, und mit immer wiederkehrenden Schwankungen ihrer sowieso schon so geringen, visuellen Wahrnehmungsfähigkeit plagen sie immer häufiger Zweifel, ob der Preis für die Beendigung ihrer Mission vielleicht doch zu hoch sein könnte.

Fazit:
„Niemals“ ist ein packender, intelligenter Thriller mit einem durchgehend hohen Spannungsniveau und einer außergewöhnlichen Protagonistin. Ich bin sehr gespannt, welche Herausforderungen im letzten Band auf Jenny Aaron zukommen werden.