Guter Spannungsaufbau

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evelynm Avatar

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Das Cover hat mich sofort angesprochen: Das verwitterte, allein stehende Haus zu dem sich ein schwarzer Graben durch die Felder hinzieht wirkt düster und weist darauf hin, wie zerbrechlich Sicherheit und wie unheimlich Abgeschiedenheit sein kann. Das passt für mich hervorragend zu diesem Thriller.
Sandy ist so sehr auf Ruhe und Frieden bedacht, dass sie ihre pubertierende Tochter Ivy vor der Strenge des Vaters beschützt. Sie lebt mit ihrer Familie ganz zurückgezogen und ihr Tag ist sehr strukturiert. Sogar der Hund der Familie, Mac, ist ein ganz ruhiger und zurückgenommener Charakter. Es ist gerade so, als hätte sich die Familie Tremont in der Abgeschiedenheit der Wälder und Berge eine eigene kleine Insel geschaffen. Unterschwellig schwingt eine Angst in Sandys Leben mit, die durch ihre präzisen Arbeitsabläufe und auch das Schließen der Haustüre durchblitzt.
Ganz anders verläuft das Leben von Nick, der bereits seit vielen Jahren im Gefängnis sitzt und einen Arbeitsauftrag außerhalb der Gefängnismauern zur Flucht nutzen will. Er hat sich dazu mit seinem Zellengenossen, dem etwas einfach strukturierten, aber bulligen Harlan zusammen getan.
Mir ist sofort die veränderte Sprache zwischen den Abschnitten über Sandy und Nick aufgefallen. Während der Schreibstil bei Sandy eher ruhig, zurückgenommen und verhalten ist, wird er bei der Beschreibung von Nicks „Alltag“ kälter und härter. Das baut eine Spannung auf, die einem unter die Haut geht. Was verbindet diese beiden Menschen miteinander? Und wovor hat Sandy solche Angst? Dass zum Schluss der Leseprobe Ivy behauptet, dass ihre Mutter lügt, bestärkt die Frage noch und macht neugierig auf die weitere Entwicklung des Buches.