Nilowsky - Freundschaft in den wilden 70ern

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Was für eine Leseprobe ....! Zunächst hat man den Eindruck, ein 14-jähriger Junge freundet sich mit einem Erwachsenen an, der ein wenig schräg ist. Doch plötzlich stellt sich heraus, dass dieser Nilowsky nur drei Jahre älter ist als der Erzähler, Markus Bäcker, der mit seinen Eltern von Prenzlauer Berg an den Rand von Berlin ziehen musste. Allein schon das beutelt ein wenig. Muss Nilowsky doch schon einiges erlebt haben, das nicht zu seinem Alter passt. Und genau das bestätigt sich rasch.

So entwickelt sich eine ganz besondere Freundschaft in einer ganz besonderen Zeit. War doch in den 70ern alles noch so viel anders als heute. Chemiewerke verschmutzten relativ ungehindert die Luft und Gewässer, Eltern konnten ziemlich ungestraft ihre Kinder prügeln und vernachlässigen, die meisten mussten mit recht wenig auskommen, man war trotz allem glücklich und machte das beste aus allem.

Beide lernen und profitieren auf ganz eigene Weise voneinander. So, wie das bei Freundschften eben ist und sein soll. Markus lernt, nicht alles zu sagen, was er weiß und sieht; Reiner Nilowsky hat endlich jemanden, der ihm soetwas wie Wärme gibt. Seine seltsame Sprachweise liest sich ein wenig schwer, aber das stört nicht. Torsten Schulz ist es gelungen, die Geschichte der beiden Jungs so zu erzählen, dass man tatsächlich glaubt, sie von einem 14-Jährigen erzählt zu bekommen - und man wird in die 70er zurückversetzt.

Die Leseprobe hat mich sehr bewegt und berührt. Auch wenn einiges sehr schräg ist, es ist ein zauberhaftes Buch.

Dazu die Hörprobe - von Sebastian Zimmler hervorragend gelesen - ein Hochgenuss, wenn auch so kurz! Sie scheint ungekürzt zu sein und erscheint eine Woche nach dem Buch.

Mir würde beides sehr gefallen, aber das Hörbuch reizt mich noch ein klein wenig mehr, als das gedruckte Buch. Für beides aber volle 5 Sterne!