Ab vom Schuss!

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milena Avatar

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Johanna Sebauer fällt mir ihrem Roman "Nincshof" aus der modernen Zeit. Nincshof liegt an der österreichisch-ungarischen Grenze und wird am Wochenende von Radtouristen aus Wien durchpfügt. Dies und vieles andere stört die eigenwilligen Nincshofer, die sich die Oblivisten nennen und eine alte Legende zu neuem Leben verhelfen wollen, wonach Ninchof im Schilf verborgen, unbehelligt von der Welt da draußen, vor sich hinlebte. Der kleine Kreis trifft sich bei der alten Erna Rohdiebl am Esstisch. Erna Rohdiebl ist eine spröde und sehr eigenwillige Person, die auch mal nachts im Swimmingpool der Nachbarn unerlaubt ihre Kreise zieht. Störfeuer in diesem Vorhaben, Nincshof so langsam aus alten Registern zu löschen, die Radfahrer mit Jauche vom Dorf fernzuhalten und sich mehr und mehr nach außen abzuschotten, stellt ein zugezogenes Paar dar. Sie ist Dokumentarfilmerin mit großer Neugierde und er ein italienischer Hobbyziegenhirt von eigentlich in Südamerika beheimateten Irrziegen, die mehr Trubel ins Dörfchen bringen als lieb ist. Obwohl eigentlich nicht viel passiert, hat mir der österreichische Roman gefallen, weil er mal gänzlich anders ist. Ein Gedankenexperiment in einem Sommer in einem eigentlich eh schon vergessenen Nest im Burgenland, das wird nicht jedem Leser gefallen, ist aber eine Bereicherung der Literaturlandschaft.