Das Dorf, das vergessen werden will

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emmmbeee Avatar

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In Nincshof ereignen sich merkwürdige Dinge: heimliches Baden bei den Nachbarn, tägliche Geheimsitzungen der Oblivisten, entfernte Ortsschilder, irregeleitete Radfahrer, ja sogar entführte Edelziegen. Die Vergangenheit wird möglichst verschwiegen, bis die „Neuen“ ins Dorf ziehen.
„Freiheit den Nincsdorfern“ wird gefordert. Doch es geht den Dörflern hauptsächlich darum, dass sie wieder im Vergessen verschwinden dürfen. Es wird geredet und geredet, bis endlich etwas getan wird. Doch nun beginnen die Schwierigkeiten.
Vor Jahren habe ich „Blasmusikpop“ von Vea Kaiser gelesen. Gleich bei den ersten Seiten kam es mir vor, als habe die Autorin eine Fortsetzung schreiben wollen. Nur halt nicht in den Bergen, sondern in der Ebene am Neusiedler See im Burgenland.
Der Roman ist in einer sehr legeren Sprache geschrieben, die dem Dativ wohl auch in die Vergessenheit helfen möchte. Die Autorin ist bestrebt um eigene Ausdrücke und Wendungen, die ich so noch nicht gelesen habe.
Zum Beispiel: „Die Reifen knirschten sich auf dem Feldweg ihrem Haus entgegen.“ Manchmal klingt das schon etwas bemüht, doch Sebauer erzielt dadurch ihren eigenen Stil, angelehnt an den Erfolgsroman Vea Kaisers.
Manchmal war es mir zu weitschweifig-zäh, etwa die seitenlangen Ausführungen zum Oblivismus, die waren zum Überfliegen. Dann wieder liest sich der Text süffig-heiter und volkstümlich.
Das Cover macht das Thema deutlich: Ein Dorf möchte hinter dem Schilf verschwinden. Sehr passend gestaltet, finde ich.
Doch wer gern skurrile Dorfgeschichten liest, dem sei dieses Buch empfohlen.