Eigentümlich und doch greifbar – Ein etwas anderer Sommerroman

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lisaliestviel Avatar

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„Nincshof“ von Johanna Sebauer ist schon ein besonderer Roman. Für mich schwankte die Geschichte ständig zwischen Kopfschütteln über die Absurdität der Situationen und einem emphatischen Mitfühlen mit den Hauptfiguren. Und auch die Erzählweise der Autorin muss man finde ich schon mögen. Sie neigt auf jeden Fall zu Ausschweifungen, verliert sich gelegentlich in Details und so gab es für mich stellenweise durchaus Längen. Trotzdem sorgt die Handlung für eine gewisse Faszination. Gerade durch die vielen Eigenartigkeiten, eingebunden in ein so gut nachvollziehbares Setting, fesseln die Geschehnisse unheimlich. Und immer wieder blitzen außerdem herrlich scharfe Gesellschaftsanalysen und Gedanken über zutiefst menschliche Themen auf. Die ruhige Erzählweise treibt die Handlung zwar nicht schnell voran, lässt aber viel Raum für eigene Gedanken und lädt dazu ein sich in der Geschichte zu verlieren. So entstehen neben einer einzigartig dichten Atmosphäre, skurrile, aber dennoch authentische Charakterzeichnungen. Wer also ruhige Geschichten mit besonderen Protagonist:innen mag, wird sich hier wohlfühlen. Ich persönlich habe mich, trotz manchem Kritikpunkt, doch gut unterhalten gefühlt und vergebe deshalb gute 4 Sterne.