Ein nicht zu vergessenes Dorf

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Nincshof ist wie jedes andere Dorf, aber dann doch ganz besonders, was natürlich an den Nincshofern und Nincshoferinnen liegt. Da ist Erna, die ihr ganzes Leben hier verbracht hat und die mit fast 80 noch was erleben will. Also schließt sie sich den Oblivisten, bestehend aus dem Bürgermeister, dem immer schon alten Sipp Sepp und dem Jungspund Valentin, an, die ein ganz besonderes Vorhaben verfolgen. Sie wollen, dass Nincshof vergessen wird, so wie damals war. Denn nur so können sie in Frieden leben ohne von der Außenwelt behelligt zu werden. Das wird allerdings torpediert, als Filmemacherin Isa mit Ehemann Silvano herziehen. Sie weiß nicht wohin und beginnt mit Recherchen über ihren neue Heimat und er erfüllt sich seinen langersehnte Traum von einer Irrziegenherde - beides kontraproduktiv zum Tun der Oblivisten. Zu allem Überfluss freunden sich Erna und Isa auch noch an.
So absurd, wie es sich anhört, ist „Nincshof“ von Johanna Sebauer auch, aber auf gute Art. Mit viel Witz berichtet sie von diesem eigentümlichen Ort, dessen Geschichte und den Einwohner*innen mit ihren Bräuchen, wie zum Bespiel, dass die Männer schon immer die Nachnamen der Frauen angenommen haben. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, was einen Rundumblick ermöglicht. Manchmal habe ich mich mit der Sprache etwas schwergetan, etwas umständliche, langwierige Formulierungen, die zwar witzig und originell sind, aber meinen Lesefluss etwas gestört haben. Dies führte auch zu gewissen Längen, die ich für die Geschichte nicht gebraucht hätte. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn „Nincshof“ ist ein gelungenes Debüt, das zurecht bereits ausgezeichnet und gefördert wurde. Der Kern der Geschichte ist interessant und eigene Überlegungen wert. Denn ist es nicht wirklich einfacher, friedvoller, besser vergessen zu werden von einem Außen, das immer nur weitere Forderungen stellt und die eigene Freiheit einschränkt?
Ich hoffe, dass auf diesen Roman noch einige folgen werden.