Lustig - schräge Dorfgemeinschaft...

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mammamia Avatar

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Im fiktiven Ort Nincshof hausen viele schräge Personen und Persönlichkeiten und es werden mehr, aber diese „mehr“ sind äußerst gefährlich, weil sie eine sehr wackeligen Plan, noch mehr ins Wackeln bringen können. Außerdem passen diese „Neuen“ ja gar nicht wirklich zum Rest der Dorfgemeinschaft.

Jede/r, die/der in einem kleinen Dorf aufgewachsen ist, kennt das. Man kennt sich, man kennt die Geschichten von allen und niemand bleibt vor Tratsch und Neid verschont. Aber man freut sich auch mit dem Anderen mit, wenn etwas gelingt. Der soziale Dreh – und Angelpunkt ist das hiesige Wirtshaus und eventuell noch eine Bäckerei oder eine kleine Greislerei. Auch in Nincshof im Burgenland, Nahe an der ungarischen Grenze, ist es nicht anders. Eine verschworene Gemeinschaft, in der es aber trotzdem brodelt.

Erna Rohdiebl ist eine von den Nincshoferinnen, die sich gerne mit den anderen Frauen ihres Alters zum Tratschen zusammensetzt. Allerdings wurde sich ausgeschlossen, weil sie eine Kaffeekränzchen – Partnerin aufgrund eines (selbstgemachten) Teiges beleidigt hat. Aber gerade diese bekommt in den heißen Sommermonaten einen riesigen Pool in ihrem Garten aufgestellt und als sie sich dann mit ihrem Mann auf Urlaub begibt, beschließt Erna einfach nachts in den Garten und den Pool einzusteigen. Dies ruft die Orts – Oblivisten auf den Plan, deren Ernas nächtliches Treiben mehr als missfällt. Aber nicht nur Erna gefährdet den wackeligen Plan des „Vergessens von Nincshof“, sondern auch die Neuzugezogenen aus Wien. Fällt denen doch nichts Besseres ein, als eine Irrziegenfarm zu eröffnen und damit noch mehr Touristen in das beschauliche Nincshof zu locken.

Eine wirklich sehr interessante Idee, die Johanna Sebauer in ihr Debüt gepackt hat. Sie spickt sie mit vielen Themen, die sie im Laufe der Handlung aufarbeitet. Zum einen, die schon erwähnte Dorfgemeinschaft, mit allen ihren Schwächen und Stärken, die aber so zeitlos wirkt. Zum anderen auch Themen wie Neuanfang, Abschiede, Freundschaft und Familie, die ebenfalls sehr klassisch sind. Besonders macht es aber dann die eigentliche Handlung, die aufgrund einiger eingeritzter Buchstaben in einer Friedhofswand ihren Lauf nimmt und zufällig von der neuzugezogenen Ziegenwirtin (die auch noch Filmemacherin) ist entdeckt wird. Sie stürzt sich voller Elan darauf herauszufinden, was es mit Nincshof auf sich hat, stößt aber auf ihre Grenzen, da die Oblivisten zu einem großen Teil schon volle Arbeit leisten.

Mit sehr viel Kreativität hat die Autorin einen wunderbaren Roman erschaffen, der sich sehr rund liest, manches Mal sogar schräg - phantastisch, aber dann die Lesenden trotzdem wieder auf den Boden der Tatsachen holt. Die Charaktere sind durchwegs sympathisch und man bekommt sehr schnell ein Bild von ihnen. Auch die manches Mal „österreichische Wurstigkeit“ und der heiße Sommer in den Ebenen des Burgenlandes hat Johanna Sebauer sehr gut eingefangen und inszeniert. Man fühlt sich in das Buch eingesogen und kann es nur schwerlich aus der Hand legen.

Begeisterungsstürme von mir und auf jeden Fall eine Leseempfehlung – besonders für jene, die auf schräge Handlungen und versteckten Humor stehen.