Riege der Irrziegenwirte

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owenmeany Avatar

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Wie gut würde es uns gehen, bräche nicht von überallher das Elend der Welt über uns herein. Am liebsten würde man doch die Decke über den Kopf ziehen und nichts mehr sehen und hören.

Dazu drängt es die Nincshofer im Burgenland am Ufer des Plattensees, als der Bürgermeister nach einer misslungenen Auslandsreise glücklich wieder heimatliche Gefilde erreicht. Wäre da nur nicht die Dokumentarfilmerin mit ihrem ziegenhütenden Gatten eingezogen! Es verbünden sich also nun alle möglichen Bewohner des idyllischen Dorfs zum Bund der Oblivisten. Als die Neu-Nincshoferin Isa Bachgasser ihre gesamte Energie darauf richtet, die Geheimnisse des Dorfs zu ergründen, entspinnt sich ein regelrechts Duell mit dem Triumvirat, das genau dieses mit aller Kraft verhindern will. Die Nincshofer Legende lautet: "... keinen Kaiser, keine Steuern, kaum Ärger und nur wenige Regeln."

Ein weiteres wesentliches Handlungselement stellen die Irrziegen dar, die einerseits für einige komödiantische Auftritte sorgen, andererseits aber für unerwünschte Publizität.

Lange erschloss sich mir nicht, was das alles soll und worauf es hinausläuft, aber Sebauer deckt Schicht für Schicht die Wurzeln der speziellen Nincshofer Wesenheit auf, die noch viel weiter in der Vergangenheit liegen. Ihren originellen, an Adjektiven reichen Stil, den sie noch mit einer Portion Humor anreichert, habe ich mit viel Vergnügen gelesen. Erst am Ende wurde mir das allgemein Menschliche in der Gesamtaussage klar, und es gab mir wieder einmal zu bedenken, wie wichtig ein gegenseitiger Respekt, besonders wenn einem die jeweiligen Hintergründe fremd sind, gerade im Zeitalter der unkontrollierbaren Nachrichtenverbreitung in den sozialen Netzwerken ist.