Skurril und amüsant!

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Johanna Sebauers Roman "Nincshof" handelt von einem kleinen fiktiven Dorf in Österreich an der Grenze zu Ungarn.
Scheinbar unspektakulär geht es dort zu, doch das täuscht, denn Sebauers Kosmos ist bewohnt von schrulligen und seltsamen Charakteren, zum Beispiel den Oblivisten, die besessen sind von der Idee Nincsdorf, in Vergessenheit geraten zu lassen. Alles, damit das Dorf nicht eingemeindet wird und frei bleibt. Und so montiert der Bürgermeister alle Ortschilder ab und baut der junge Valentin eine Düngersprühvorrichtung an der Radelstrecke an, um die vorbeifahrenden Touristen mit Stinke zu besprühen.
Dann ist da die kernige Erna Rohdiebl, (meiner Meinung nach die Hauptperson der Geschichte), die mit ihren 80 Jahren noch fidel über Zäune klettert und heimlich in Nachbars Pool badet und die die Oblivisten auf ihre Seite ziehen.
Der oblivistische Plan des Vergessenwerdens wird jedoch heftig konterkariert durch die Neuzugezogenen.
Der Irrziegenwirt Silvano möchte Irrziegenwanderungen für Touristen anbieten und seine Frau, die Filmemacherin Isa Bachgasser forscht an der sagenumwobenen Legende der Martha E., einer früheren Freiheitskämpferin, doch was es damit auf sich hat, müsst ihr selbst lesen ...

Sebauers Roman rund um das eigenbrödlerische Nincshof hat mir ein amüsantes Lesevergnügen beschert (und auch einige Asterix Vibes). Das liegt zum einen an der Sprache, die sich leicht ans Österreichische anlehnt, als auch an den vielen großartigen Ideen, die Sebauer hier literarisch verarbeitet, z.B. die des Matriarchats und das philosophische Konzept des aktiven Vergessens😅 Ihre Figuren sind liebevoll und lebendig gestaltet, so dass ich schnell und gerne in einen Leseflow gekommen bin.
Große Leseempfehlung für Menschen, die lustige und schräge Einfälle und leicht Surreales mögen.