Unterhaltsame Geschichte über ein Dorf, das vergessen werden möchte

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emma217 Avatar

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"Nincshof" von Johanna Sebauer handelt von den Bewohnern eines kleinen österreichischen Dorfes. Ihr Plan: das Dorf soll vergessen werden, damit sie endlich in Ruhe und Frieden leben können. Nur die neu Zugezogenen aus "der Stadt" scheinen eine Gefahr darzustellen, der dringend Einhalt geboten werden muss!

Ich muss zugeben, dass ich die Idee der Oblivisten anfangs etwas befremdlich fand und sowohl den Wunsch, komplett von der Bildfläche zu verschwinden, als auch die Beweggründe der Mitglieder bis zum Schluss nicht ganz verstanden habe. Aber als ich all meine Versuche, einen besseren Zugang zu den Motiven zu finden, aufgab, und stattdessen begann mich von der Geschichte treiben zu lassen, wurde das Lesen für mich (endlich) zu einer wahren Freude.

Denn diese Nincshofer sind schon ein paar ganz besondere Menschen. Vor allem die alte Erna Rohdiebl, die aus Protest einfach mal so nachts in den Pool einer anderen Dorfbewohnerin einsteigt, mochte ich gerne. Und auch die restlichen Charaktere sind herrlich eigen und jeder auf seine Art einzigartig. Johanna Sebauer ist es sehr gut gelungen, ihre speziellen Eigenheiten hervorzuheben und ihnen so Leben einzuhauchen. Sei es der selbsternannte Irrziegen-Landwirt oder seine Frau, die berühmte Filmemacherin, jeder ist auf seine Weise sympathisch, jeder aber auch auf seine Art leidgeprüft.

Die Aktionen, die sich die Oblivisten ausdenken, um ihr Dorf wieder verschwinden zu lassen, sind sehr originell und amüsant zu lesen. Auch wenn ich mich immer wieder fragte, wie diese verrückte Idee komplett umgesetzt werden könnte. Und auch die Geschichten aus der Vergangenheit des Dorfes, als dieses noch im Schilf verborgen lag, waren sehr unterhaltsam.

Von der Stimmung und dem Stil her würde ich diesen Roman am ehesten mit Mariana Leky und Frederick Backman vergleichen. Und auch wenn "Nincshof" nicht ganz an die Romane der genannten Autoren heranreicht, so hatte ich doch eine außerordentlich schöne Zeit mit dieser leicht verrückten Truppe und ihren kuriosen Ideen wieder "im Schilf" zu verschwinden. (4/5)