Tiefgreifende, berührende Literatur

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sariana Avatar

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Reinkarnation - Erinnerungen an ein anderes Leben. In der heutigen Zeit wird das Thema sehr kritisch beäugt. Ob es das nun gibt oder nicht, sei nun mal dahingestellt, interessant fand ich, wie die Autorin die Wiedergeburt verpackt hat.

Inhalt:
Janie gönnt sich ein paar Tage Urlaub in Trinidad. Dort lernt sie einen Urlaubsflirt kennen und kehrt schwanger wieder zurück. Ohne die wichtigsten Eckdaten des Kindsvaters notiert zu haben, zieht sie ihren Noah allein groß. Als er vier Jahre alt war, plagte sich der Kleine mit Albträumen herum. Er weint und verlangt immer nach seiner anderen Mama, was Janie schier in die Verzweiflung treibt. Nach unendlich vielen Arztbesuchen findet sie endlich den richtigen Psychologieprofessor Dr. Anderson, der sich bereits viele Jahre mit dem Phänomen Wiedergeburt auseinandersetzt.

Die Sprecherin des Hörbuchs:
Ulrike Hübschmann versteht es mit ihrer Stimme dramatische Stellen besonders passend vorzutragen, die Verzweiflung der Figuren unterschiedlich darzustellen, sodass das eigene Herz fast zerspringt, wenn gerade Noah so bitterlich weint und nach seiner Mama, nach seiner anderen Mama verlangt.
Ich habe ihr gern zugehört, denn ich finde es gerade klasse, wenn ich backe, koche oder putze so genial mit einer spannenden Geschichte unterhalten zu werden. Mit Ulrike Hübschmann hat der Hörbuchverlag eine wirklich sehr passende Stimme gefunden, die so weich, so klar, so dramatisch und interessant zugleich vorlesen kann.

Meine Gedanken:
Janie ist die Mutter des vierjährigen Kindes Noah, doch er erwähnt immer wieder die unendliche Sehnsucht nach seiner anderen Mama, zu der er nach Hause möchte. Dabei kann er sich an einige Details erinnern, die Janie ihn nie vorgelebt hat, Dinge, die sie mit ihm zusammen nie erlebt hatte. Sie tat mir leid und ich fragte mich immer mehr, wer ihr da helfen soll! Ihren Schicksalsschlag hatte die Autorin so spannend verpackt, dass ich das Hörbuch am liebsten in eins durchgehört hätte. Allein, wie ich die Kommentare der Ärzte wegen Schizophrenie vernahm, konnte ich nur mit dem Kopf schütteln, vor allem als dann ein Mann im weißen Kittel einem vierjährigen sogar Antibiotika verschreiben wollte, die alles andere als halfen.

Die Autorin durchleuchtete die Thematik durch verschiedene Perspektiven. Sehr bewegend fand ich die Figur des Professors, der selbst gerade seine geliebte Frau verlor und zudem als dement diagnostiziert worden war. Ihm fehlten in so manch wichtigen Momenten die richtigen Worte, wobei es zu unvermeidbaren Komplikationen kam. Er glaubte fest an die Reinkarnation, denn er hatte in den Jahren zuvor diverse Fälle in Indien wissenschaftlich untersucht, belegt und dokumentiert.
Auch in diesem Punkt kann ich nur Positives abgewinnen, denn diese Fälle wurden in diesem belletristischen Werk genau geschildert und auf tiefgreifende Art erzählt. Zwei Fälle gingen mir dabei gar nicht aus dem Kopf, als berichtet wurde, dass eine Frau starb, weil ihr der Reis immer angebrannt war. Oder ein Junge, der seiner Mutter berichtete, als er ihr Vater war, hatte er vielleicht mit ihr als seine Tochter geschimpft, aber niemals geschlagen.

Realistisch wurden auch die anderen Figuren gezeichnet: Charlie, der Bruder aus Noahs vorigem Leben, der glaubte, dass er zu viel Drogen einnahm, weil er dem Gehörten kein Glauben schenken konnte. Oder der Vater, der sich nur schwer mit dem Thema auseinandersetzen konnte, in Janie und dem Professor Betrüger sah. Auch die Mutter, nach der sich Noah so sehr sehnte, wurde bewegend in Szene gesetzt. Man konnte direkt nachempfinden, wie es ihr in den gewissen Momenten gegangen sein muss.

Fazit:
Die fünf Sterne hat die Autorin schon allein deswegen verdient, da es sich um ein Debütroman handelt, in das sie viel Liebe zum Detail gesteckt hat. Sie nahm kein Blatt vor dem Mund und sprach offen esoterische Dinge an, die in Amerika - und auch in Europa - verpönt werden. Sie erfand darin einen Wissenschaftler, der das ganze glaubhafter, realistischer an den Leser führen konnte. Denn jeder weiß, dass es gerade in Indien einen festen Glauben an Reinkarnation gibt.
Ich habe noch nie ein esoterisches, unterhaltendes Buch gelesen. Dieses hier erinnerte mich an einen Mix zwischen tiefgreifender Frauenliteratur und einem Krimi zugleich. Die Elemente des Krimis sind genauso darin verwoben worden wie auch die einer typischen femininen Geschichte.