Endlich mal wieder ein Fantasyroman ohne Vampir und Werwolf

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j. krennrich Avatar

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Schon der Titel lässt etwas (Achtung Wortwitz) Düsteres erahnen. Gleich zu Beginn greift die Autorin mit einem gedanklichen Monolog des Protagonisten der Handlung vorweg. Im Prolog wird also ein Zeitpunkt beschrieben, der mit Jetzt betitelt ist. Dieser erste Prolog scheint etwas verwirrend. Wer ist Noir? Was ist Noir? Ist sie menschlich? Real? Warum hat der Protagonist einen Mann erschossen? Warum weiß er nichts über sich selbst? Der erste Prolog endet mit einem Hinweis auf den Anfang der Geschichte des Protagonisten, die gleich im Prolog II geliefert wird. Ausgelöst durch die schmerzliche Erfahrung des Todes seiner Eltern während eines Autounfalls, bei dem der sehr aufgeweckte und interessierte fünfjährige Nino selbst anwesend war, besitzt er nun die Fähigkeit die Tode einiger Menschen vorauszusehen und zwar mit Todeszeitpunkt (Alter) und Ursache. Nach Prolog II (der Übergang zwischen zweitem Prolog und Beginn des ersten Kapitels ist dabei sprachlich sehr gut gelungen, da die Sinneseindrücke des fünfjährigen Nino beim Unfall und des Aufwachens im Krankenhaus mit denen des vierundzwanzigjährigen, vor einem Club wartenden, Nino verschmelzen) wird der vierundzwanzigjährige Nino beschrieben, der scheinbar gerne feiern geht und sich von seinem sehr extrovertierten Künstler-Freund Philip mitziehen lässt. An die Existenz seiner Gabe scheint er gewöhnt, sodass ihn die "Visionen" nicht zu beunruhigen scheinen. Wie viel zeit zwischen Prolog I (also der Gegenwart) und erstem Kapitel liegen ist noch nicht näher beschrieben, genauso wenig wo der bereits mit fünf Jahren verwaiste Nino die letzten 19 Jahre verbracht hat (in der Wohngemeinschaft der, sich vegetarisch ernährenden, Schwester?), oder ob er bereits Versuche unternommen hat die Menschen vor ihrem Tod zu bewahren, also seine Gabe zu nutzen um Schicksal zu spielen. Noir tritt im ersten Kapitel noch nicht auf. Allerdings hinterlässt die Frau, die in seiner ersten Vision während des Autounfalls, bei der er an einem Fluss steht, in den seine Eltern waten, neben ihm steht und von einem Strudel ins Wasser gezogen wird, Spuren. Der Schreibstil der Autorin sagt mir sehr zu, er ist flüssig und lebendig und gibt die Sinneseindrücke der Hauptfigur gut wieder. Ich würde gerne mehr über Nino, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erfahren und hoffe, dass die Spannung erhalten bleibt. Die Grundidee wirkt interessant und innovativ (endlich mal wieder ein Fantasyroman ohne Vampire und Werwölfe), und der düstere Touch gefällt mir.