Joyce-Buch enttäuscht leider!

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Die Lektüre der beim Insel Verlag erschienenen Romanbiografie von Nuala O'Connor "Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern" entpuppte sich bedauerlicherweise als große Enttäuschung für mich. Das von Eike Schönfeld in die deutsche Sprache übersetzte Buch erschien im Original unter dem meiner Auffassung nach wesentlich besser passenden - und vor allem keine falsche Erwartungen weckenden! - Titel "Nora. A Love Story of Nora and James Joyce".
Die sehr spezielle Beziehung zwischen Nora Barnacle, einem anfangs 20jährigen Dubliner Zimmermädchen und dem ebenfalls recht speziellen und erst ziemlich spät zu Ruhm und Geld kommenden Autor James Joyce erinnerte mich in mancher Hinsicht an Romanbiografien über
Karl Marx, der privat ganz anders als in seinen veröffentlichten Schriften lebte, Wasser predigte, aber Wein trank, Ehefrau Jenny geborene von Westphalen hemmungslos betrog, mit der Familie Erbschaftsprozesse führte und sich vom Freund und Kollegen Friedrich Engels geradezu schamlos finanzieren ließ, sowie über
die Brüder Vincent und Theo van Gogh, weil Theo ähnlich dem Joyce-Bruder Stanislaus ("Stannie") hingebungsvoll für den unglücklichen Vincent sorgte.
Wir verbringen einige Jahre in Pula, Triest und Zürich, reisen nach Irland, England und Frankreich, erfahren viel - für meinen Geschmack zu viel und in zu unappetitlicher Sprache - über intime Details und ein wenig über politische Gegebenheiten wie den (Nord-)Irlandkonflikt sowie den beginnenden Zerfall des Habsburgerreiches. Hier gab es deutlich "Luft nach oben" und übrigens. Franz Ferdinand Carl Ludwig Joseph Maria von Österreich-Este (* 18. Dezember 1863 in Graz; † 28. Juni 1914 in Sarajevo) war österreichischer ERZherzog!
Den zweiten der beiden Sterne gibt es für das Cover, das Glossar über die irischen Begriffe sowie die daran anschließenden Anmerkungen über das weitere Schicksal der wichtigsten Familienmitglieder.