obszöne, enttäuschende Romanbiografie

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maulwurf123 Avatar

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"Nora Jocye und die Liebe zu den Büchern" stammt aus der Feder von der Autorin Nuala O'Connor. Bei dem Titel handelt es sich um eine Romanbiografie über das Leben von Nora Joyce, die Lebensgefährtin und spätere Ehefrau des Schriftstellers James Joyce.

Die Handlung beginnt im Jahre 1904. Protagonistin Nora Barnacle ist zwanzig Jahre alt und Dienstmädchen in einem Dubliner Hotel, als sie den zwei Jahre älteren James Joyce kennenlernt. Aus ihrer zunächst körperlichen Beziehung wird tiefe Liebe. Nora ist bereit, alles für Joyce aufzugeben. Sie verlässt mit ihm sogar ihre Heimat Irland - trotz seiner Weigerung, sie zu heiraten. Es folgen Jahre in Triest, Pula und Zürich, welche nicht nur von großer Armut sondern auch von Joyce‘ Trunksucht und seinem labilen Gesundheitszustand geprägt sind, vor allem aber von seiner Besessenheit: Für ihn zählt nur sein literarisches Werk. Schließlich ist Nora diejenige, die die Familie über Wasser hält und als Rückhalt und Muse mit Joyce dem literarischen Durchbruch entgegenfiebert.

Ein turbulente Zeit voller Leidenschaft, Liebe und Literatur - so kann man wahrlich das Leben von Nora Joyce bezeichnen. Die mehrfach ausgezeichnete irische Autorin Nuala O'Connor versucht dies in dem im April diesen Jahres erschienen Buch rüberzubringen. Leider gelingt ihr dies nicht wirklich. Auch wenn der Schreibstil in Ich-Form gehalten ist, bringt er keine richtigen Emotionen rüber. Die Beschreibungen wirken nicht wirklich greifbar; es fehlt an Authentizität. Vermutlich um Leidenschaft verstärkt zu vermitteln, gebraucht die Autorin in den zahlreichen 'Erotik'-Szenen eine teils sehr obszöne, ja vulgäre Ausdrucksweise. Dies mindert die Lesefreude und -unterhaltung in voller Länge, ist es einem als Leser doch auch eher unangenehm bzw. unbehaglich diese Seiten zu lesen. Ein wirklicher Lesefluss kommt ebenfalls nicht auf, so sind die einzelnen Kapitel mit einem Umfang von nur zwei bis drei Seiten sehr kurz. Ein kontinuierlich durchgehender 'roter Faden' gibt es hierbei anscheinend nicht.

Insgesamt eine enttäuschende Romanbiografie. Zwei Sterne.