Auch nicht politisch zu sein, macht dich politisch

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cynthiam Avatar

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Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das Buch im Buchhandel selbst ausgesucht hätte, wenn ich nicht online gelesen hätte, dass es sich dabei um eine Empfehlung von Reese Witherspoon handelt. Ich lese gerne die Bücher aus ihren Empfehlung und habe daher auch hier gerne zugegriffen. Und obwohl das Buch ein eher langsames Tempo vorlegt, hat mir Story sehr gut gefallen. Ich würde das Buch nicht als klassischen Thriller eingruppieren, eher als politischen Spannungsroman.

Zum Inhalt: Tessa lebt in Belfast und sie liebt ihre Heimat. Doch die politischen Entwicklungen und die Ausschreitungen der IRA bereiten ihr Sorgen. Bei ihrem Job bei der BCC berichtet sie oft über die Ausschreitungen und Anschläge. Doch dann sieht sie ihre eigene Schwester auf einem Überwachungsvideo einer Tankstelle- als Täterin für die IRA. Tessa ist sich sicher, dass ein Irrtum vorliegen muss, ihre Schwester gezwungen sein muss. Doch wie gut kennt man die Menschen im eigenen Umfeld und ihre Überzeugungen wirklich? Und was, wenn man plötzlich selbst in den Fokus gerät?

Was mich an diesem Buch super schnell abgeholt hat war, wie nahbar Tessa als Protagonistin rübergekommen ist. Sie ist eine durchschnittliche Frau, Mutter, geschieden, berufstätig. Was sie sich vom Leben erhofft sind Sicherheit, eine gute Zukunft für ihren Sohn und das Gefühl „genug“ zu sein. Ihre Handlungsweisen sind familienorientiert, darauf ausgerichtet das bestmögliche oder zumindest erfolgversprechendste Ergebnis bei geringstem Risiko zu erzielen. Damit ist es gut nachvollziehbar, wie Tessa in die Situation reinrutscht, in der sie sich im Buch plötzlich wiederfindet.

Die Spannung im Buch ist eher unterschwellig und der politischen Gesamtsituation in Nordirland geschuldet. Über der gesamten Handlung liegt eine subtile Anspannung und Gefahr der Eskalation, was ich sehr gelungen finde. Ich bin da ehrlich, Nervenkitzel habe ich nicht verspürt, trotzdem hatte ich das Gefühl dranbleiben zu müssen, in der Erwartung auf den großen Knall.
Das Buch lebt von der persönlichen Note, die Tessa in die Story einbringt, es geht hier eher um sie als Frau/Mutter/Irin als um die IRA. Deshalb ist das Buch für mich kein klassischer Spionageroman oder Thriller. Dafür steht die Gefühlsebene der Protagonistin zu sehr im Fokus.

Für mich was das Buch anders als erwartet, hat mir aber gut gefallen.