Nicht so spannend wie erhofft

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kimvi Avatar

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Tessa ist alleinerziehende Mutter des kleinen Finn, der gerade wenige Monate alt ist. Sie arbeitet bei der BBC in Belfast und ist noch dabei, sich an den Spagat zwischen Berufs- und Privatleben zu gewöhnen. Doch dann gerät ihr ganzes Weltbild ins Wanken, als sie ihre Schwester Marian im Fernsehen, als Täterin bei einem Raubüberfall der IRA, sieht. Tessa ist fassungslos und kann nicht glauben, dass Marian sich der IRA freiwillig angeschlossen hat. Tessa liebt ihre Schwester, doch noch mehr liegt ihr der kleine Finn am Herzen. Um ihn zu schützen, würde sie alles tun. Tessa muss Entscheidungen treffen, doch sie weiß schon bald nicht mehr, wem sie vertrauen kann...

Die Handlung wird in der Ich-Form, aus der Sicht von Tessa, geschildert. Sie ist eine eher ruhige Erzählerin, die durch ihre detaillierten Ausführungen dafür sorgt, dass man mit Informationen, was es bedeutet, in Belfast zu leben und beinahe täglich mit den Auswirkungen des Nordirlandkonflikts konfrontiert zu werden, versorgt wird. Außerdem lässt sie die Leserinnen und Leser an ihrem Alltag mit Finn teilhaben. Diese Schilderungen wirken zwar auf Dauer ein wenig zu ausufernd, da sie den Lesefluss hemmen und man das Gefühl hat, auf der Stelle zu treten, sorgen aber dennoch dafür, dass man ihren Zwiespalt nachvollziehen kann. Sie glaubt fest an ihre Schwester, muss aber auch immer die Sicherheit von Finn im Hinterkopf behalten. 

Die Atmosphäre der Erzählung ist düster und wirkt gefährlich. Man hat das Gefühl, dass Tessa auf einem Pulverfass sitzt, das jederzeit hochgehen könnte. Die Handlungsorte werden lebendig geschildert, wodurch man alles mühelos vor Augen hat. Leider betrachtet man die Charaktere etwas distanziert. Obwohl man, durch die gewählte Erzählform quasi in Tessas Haut steckt, kommt man ihr nicht richtig nah. Die Handlung selbst ist durchgehend interessant, doch leider kommt die Spannung, die man von einem Thriller erwartet, etwas zu kurz. Denn dafür verliert sich die Erzählung zu oft in Nebensächlichkeiten. Zum Ende hin stellt sich die bis dahin vermisste Spannung allerdings doch noch ein, denn die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen. 

Eine interessante Erzählung, die sich allerdings zu oft in Nebensächlichkeiten verliert, um durchgehend spannend zu wirken.