Oberflächliche Darstellung des Nordirlandkonflikts

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pusteblume11 Avatar

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"Northern Spy" erzählt die Geschichte von Tessa. Tessa lebt in Belfast, arbeitet für die BBC und ist alleinerziehend. In einem Nachrichtenbeitrag über einen von der IRA verübten Raubüberfall sieht sie ihre Schwester Marian. Die Polizei glaubt, dass Marian Mitglied bei der IRA ist, aber Tessa will das zunächst nicht wahrhaben. Ihre Schwester hat sich nämlich nie politisch engagiert und hat auch nie echte Sympathien für die IRA gezeigt. Aber sehr bald muss sie feststellen, dass sie ihre Schwester doch nicht so gut kennt, wie sie angenommen hat.

In kurzen Kapiteln und in einer ziemlich einfachen, klaren Sprache wird die Geschichte aus der Sicht von Tessa erzählt. Leider hat die Autorin es nicht geschafft ihr Tiefe oder ein Profil zu verleihen. Sie ist fast genau so austauschbar und blass wie die anderen Charaktere. Das Einzige, was mir von Tessa in Erinnerung geblieben ist, ist ihre ständige, übertriebene Sorge um ihren Sohn. Daran erinnere ich mich auch nur, weil es mich beim Lesen genervt hat. Aber insgesamt fehlt es der ganzen Geschichte an Tiefe, Atmosphäre und glaubwürdigen Handlung.

Ein Datum wird zwar nicht genannt, aber die Handlung ist eindeutig in der Gegenwart angesiedelt. Zwar ist die Lage in Nordirland immer noch schwierig und angespannt, aber die Autorin stellt es so dar, als befände sich Belfast auch heute noch im Kriegszustand und als würden fast täglich Terroranschläge und Gewaltausbrüche seitens der IRA drohen und auch stattfinden. Hätte sie die Geschichte ein paar Jahrzehnte früher angesiedelt, wäre es passender gewesen.

Nun ja, ein Thriller muss nicht unbedingt historisch korrekt sein. Aber die Autorin erwähnt das Friedensabkommen von 1998 d.h. sie muss dann auch schlüssig erklären, warum diese ständige Gewalt auch ca. 20 Jahre später nie aufgehört hat. Das tut sie aber nur sehr unzureichend.

Außerdem hat mir die vereinfachte, oberflächliche und ziemlich einseitige Darstellung des gesamten Nordirlandkonflikts nicht gefallen.

Aber die Geschichte ist schnell gelesen und ist trotz der Kritikpunkte einigermaßen unterhaltsam. Mehr als 2 Sterne kann ich leider trotzdem nicht geben.