Das Leben ist eine Soap-Opera

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elchi130 Avatar

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Emma Jakobsen will ihren Job in einer Marketingagentur kündigen. Doch ihre Chefin gibt ihr stattdessen einen neuen Kunden. Sie soll der Familie Bjerregaard dabei helfen, ihre exklusiven Boutique-Hotels erfolgreich in Deutschland zu platzieren. Dabei trifft sie auf Nikolaj Bjerregaard, Dänemarks begehrtesten Junggesellen und Womanizer. Zwar spürt sie die Anziehung zwischen ihnen beiden, doch eigentlich ist sie in Kopenhagen, um sich an ihm zu rächen.

Die Grundkonstellation fand ich für eine Liebesgeschichte sehr vielversprechend. Der attraktive, vom Luxus verwöhnte Erbe einer Hoteldynastie und die bodenständige PR-Expertin. Da kann einiges passieren. Die Ausführung fand ich dagegen eine Katastrophe.

Emma denkt über den Hotelerben viele unschöne Dinge. Er ist eingebildet, ein Snob und Frauenheld, zudem ein Machtmensch, der kein NEIN kennt. Soweit so gut. Doch sie handelt nicht nach ihren Gedanken. Ihre Gedankenwelt und ihr Handeln gehen stets in unterschiedliche Richtungen. Dadurch löste ihr Verhalten in meinem Kopf ständig Fragezeichen aus. Ich konnte einfach nicht nachvollziehen, was sie tut und warum sie es tut.

Das Leben von Nikolaj besteht aus kurzen Affären und One-Night-Stands. Doch das ändert sich als er Emma trifft. Denn Emma ist die erste Frau, die ihm einen Korb gibt, als er in der ersten Nacht mit ihr Sex haben möchte. Das spornt seinen Jagdtrieb an, sorgt dafür, dass sich all sein Denken und Wünschen um Emma dreht und er in ihr sofort die Frau seines Lebens erkennt. Echt jetzt?!? Wie wahrscheinlich ist das wohl? Sein Interesse lässt auch nicht nach, als er schon wenig später mit ihr im Bett landet. Meine Lebenserfahrung hält das für mehr als unwahrscheinlich. Allerdings frage ich mich, ob mit diesem Verhalten eines Mannes in einem Buch, nicht unrealistische Erwartungen an Männer bei jungen Leserinnen geweckt werden?

Genauso bitter ist mir aufgestoßen, dass Emma Erpressungsspielchen mit Nikolaj spielt, als er sie gekränkt hat. In der Richtung wie, „wenn du mich so behandelst, will ich dich nicht mehr sehen“. Sobald er fragt, ob das ihr Ernst ist, lässt sie das Thema fallen. Das sind für mich Verhaltensweisen, die ganz laut „toxische Beziehung“ schreien und meine Warnlampen blinken lassen. Sorry, aber das geht wirklich gar nicht, auch nicht in einem Buch.

Also habe ich mich beim Hören viel geärgert, aber auch gelangweilt, weil es über weite Strecken kaum interessante Handlungen gab. Gegen Ende wird das Buch doch noch spannender. Doch die Dialoge zwischen Emma und Nikolaj bleiben bis zum Ende schrecklich und ich möchte ihnen immer wieder zurufen, dass ihre Beziehung so keine Chance hat.

Leider kommt zu den inhaltlichen Schwächen noch dazu, dass ich die Sprecherin des Hörbuchs auch nicht gut gewählt finde. Marlene Hekk hat eine angenehme Stimme. Leider liest sie das Hörbuch jedoch gefühlt sehr stockend, sodass ich mich hin und wieder gefragt habe, ob sie sich gleich verhaspelt. Zudem konnte ich zu keinem Moment vergessen, dass mir das Buch vorgelesen wird. Sie lebt die Figuren nicht. Schade fand ich zudem, dass die Kapitel, die von Nikolaj handeln, nicht von einem männlichen Sprecher gesprochen werden.