Schlitzohr träumt von Hollywood
Loretta ist das, was man zu ihrer Zeit ein Schlitzohr nannte. Eines von der Sorte, das sich einen schmuggelnden Freund anlacht, ihn erpresst, um nach Hollywood zu kommen und ihn dort umgehend um ein, nein zwei, eigentlich drei größere Dollarscheine erleichtert. Erzählt wird das von Katherine Blake in einem Tempo, das für moralische Entrüstung seitens der Lesenden keine Zeit lässt. Ohnehin muss man über die trockene Art, in der Loretta als Ich-Erzählerin agiert, schmunzeln. Dass sie sich in der Filmstadt einer Prostituierten anschließt, um überhaupt an ein Zimmer zu kommen, erscheint einem schon nach wenigen Seiten völlig normal. Ebenso wie ihre Protagonistin geht Autorin die Dinge direkt an, hält sich nicht mit stilistischen Schnörkeln oder langatmigen Einführungen und beschreibenden Charakterstudien auf. Man möchte unbedingt wissen, wie es mit der unerschrockenen Loretta weitergeht, nachdem sie den selbstgefälligen, aber ebenso unverblümten Raphael Goddard kennengelernt hat …