Thriller mit Tiefgang

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buecherseipi Avatar

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„Jede Sekunde ist ein Jahr. Jede Sekunde ist Dein Versagen, jede Sekunde ist der Rest deines Lebens. Jede Sekunde, verschwendet.“ (S. 313)

Zwölf Stunden hat Ansel Packer noch bis zu seiner Hinrichtung. Zwölf Stunden, in denen er sich selbst bemitleidet – nicht wegen der Taten, die er verbrochen hat, denn er ist ein Serienmörder – sondern weil ihn ein so hartes Los ereilt hat mit der Todesstrafe.
Obwohl man in der Geschichte erfährt, was ihn unter anderem zu seinen Taten getrieben haben könnte, bleibt sein Charakter das gesamte Buch hindurch unsympathisch und ich habe mir nach jedem seiner Countdown-Kapitel gedacht: „Recht geschieht es Dir!“

Die große Stärke des Thrillers ist, das Ansel Packer nur der Nebenprotagonist ist. Danya Kukafka gelingt es, dass die Frauen seines Lebens in den Mittelpunkt rücken.

Eine Mutter, eine Schwester und eine Polizeikommissarin. Das Leben der drei Frauen wird jeweils in verschiedenen Jahren erzählt, was mir anfangs den Einstieg etwas erschwert hat. Jedoch gewinnen alle Protagonistinnen dadurch eine enorme Tiefe und mir als Leser wurde bewusst, dass Ansel Packer nicht nur das Leben seiner Opfer genommen hat, sondern auch das Leben derer, die aufgrund seiner Taten in seinen Bannkreis geraten sind.

„Die Nacht war eine offene Wunde. Doch das Herz schlug weiter. Die Bäume raunten Trauer.“ (S. 308)

Aufgrund der unterschiedlichen Zeit- und Erzählebenen war ich im ersten Drittel teilweise etwas verwirrt. Als ich dann in die Geschichte gefunden hatte, bin ich aber durch die Seiten geflogen. Am Anfang war ich auch durch die Brutalität, in der manche Szenen geschildert sind, teilweise sehr angegriffen und musste das Buch immer wieder weglegen. Hier ist auch eine Triggerwarnung sinnvoll (Gewalt an Kindern)!

Alles in allem war „Notizen zu einer Hinrichtung“ ein spannender Thriller, der durch die Erzählweise eine erstaunliche Tiefe erlangt.