Eine Zeitreise nach Berlin zwischen den beiden Weltkriegen

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Berlin Friedrichstraße - Novembersturm ist der erste Band um den Bau des Bahnhof Friedrichstraße, der hier aber eher am Rande eine Rolle spielt. Die Geschichte handelt im Berlin der 20er Jahre, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Johann und Robert sind seit ihrer Kindheit in Luise verliebt, die mit ihnen im Vorderhaus aufwuchs. Johanns Schwester Ilse fühlt sich zu Frauen hingezogen und Ella stammt aus dem Hinterhaus, weshalb sie von den restlichen Kindern immer ausgeschlossen oder auch ausgenutzt wurde. Nach Ende des Ersten Weltkrieges sind alle junge Erwachsene, Johann ist zunächst im Krieg verschollen und alle vermuten, er wäre tot, sodass Luise nach kurzem Zögern den Heiratsantrag von Robert annimmt, der den Bau des Bahnhofes mit verantwortet. Ausgerechnet am Tag deren Hochzeit kehrt Johann jedoch überraschend doch noch zurück.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen, zumindest in diesem Teil, mehr die verschiedenen Personen und ihre Probleme, weniger der Bau des Bahnhofes, durch den Titel hätte ich erwartet, dass dieses Bauprojekt doch eine größere Rolle einnimmt. Die Protagonist:innen sind alle recht sorgfältig ausgestaltet, wobei ich nicht all ihre Handlungen voll nachvollziehen kann und mir manche Wendung etwas zu viel war. Besonders die Frauen führen ein, für diese Zeit, schon sehr selbstbestimmtes Leben, was ich gut finde. Aber auch die Schattenseiten dieser Zeit werden nicht verschwiegen. Immer wieder fließen historische Ereignisse in die Handlung ein, die gut recherchiert wirken. Es wird gut veranschaulicht, wie die Nationalsozialisten immer mehr an Einfluss gewinnen, was teilweise schon erahnen lässt, wie es in Teil 2 weitergeht. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt anschaulich und gut lesbar. Teilweise wäre es aber hilfreich gewesen, die Zeitsprünge von Rückblicken noch besser kenntlich zu machen.