Freundschaft in Berlin

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stephy.12 Avatar

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Auf Empfehlung meiner Tochter habe ich mich für ein Buch der Autorin Ulrike Schweikert entschieden. Meine Tochter war von der Charité so angetan, dass wir Novembersturm unbedingt gemeinsam lesen wollten. Außerdem mag ich Romane, die in der Vergangenheit spielen und die Perspektiven verschiedener Charaktere beinhalten.
In diesem Buch haben wir es gleich mit mehreren Protagonisten zu tun, die sich alle stark voneinander unterscheiden. Dabei standen vor allem die gut situierten Charaktere im Vordergrund, was ich recht Schade fand. So hat man nur aus der Perspektive von Ella erfahren, wie schlecht es vielen Menschen in den 1920er Jahren eigentlich ergangen ist und welche Opfer sie erbringen mussten. Luise mochte ich sehr gerne, da sie so vielfältig ist, verschiedene Leidenschaften hat und sich für alles begeistern kann. Sie ist eine starke emanzipierte Frau, die sich auch gegen ihren Ehemann durchsetzen kann und für ihre Rechte und Träume kämpft. Sie steht zwischen zwei Männern und tut hier sicherlich auch Dinge, die wahrscheinlich nicht mit ihrem Gewissen zu vereinbaren waren und auch ich mich gefragt habe, wie sie das machen konnte. Dennoch zeigt sich in ihren Gedanken und ihren Handlungen, dass sie dies nur aus Liebe zu Robert getan hat. Es zeigt, dass Luise ein guter und hilfsbereiter Mensch ist, was das Buch auch immer wieder vermittelt.
Ilse hingegen war mit etwas zu aufgedreht. Die Einblicke in die Kultur der 1920er Jahre hat mir zwar gut gefallen, dennoch wirkte es nicht so authentisch, dass Ilse stets vor Ort war und immerzu die bekannten Persönlichkeiten kennen gelernt hat.
Wenn man sich den Klappentext durchliest, denkt man als erstes, dass es viel um den Bau des Bahnhofs in Berlin gehen wird. Doch dem ist tatsächlich nicht so, weshalb ich den Klappentext nicht angemessen für diese Buch erachte. Auch den Titel des Buches kann ich noch nicht wirklich rekonstruieren.
Ulrike Schweikert konnte die wilden 1920er Jahre gut vermitteln und ich hatte das Gefühl direkt vor Ort zu sein. Durch Filme, Bilder und Erzählungen hat man als Leser bereits ein Bild vor Augen, wie die damalige Zeit ausgesehen haben mochte und was sich hier entwickelt und abgespielt hat. Mich hat sehr beeindruckt, wie intensiv sich die Autorin mit der Zeit befasst hat und diese geschichtlichen Hintergründe in die Handlung hat einfließen lassen. Dennoch hat es mir an Spannung und dem roten Faden gefehlt. Es gibt keine richtige Mittelung des Buches, außer der Geschichte der Vergangenheit. Die Handlung läuft nur so nebenbei ab und nimmt nicht an Fahrt auf.
Sehr erstaunt war ich von dem Ende des Buches, was mich neugierig auf Band 2 warten lässt.
Ich würde dem Buch 3,5 Sterne geben. Der Schreibstil hat mir gefallen, ebenso wie die Charaktere und die geschichtlichen Hintergründe, aber es hat mich einfach nicht richtig packen können.