Intensive Beschreibung eines Stücks Berliner Geschichte

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Schon mit ihren Charité- Büchern hat Ulrike Schweikert zwei Romane verfasst, die ein Stück Berliner Geschichte widerspiegeln. Die mit Band 1: „Novembersturm“ beginnende Trilogie rund um die Berliner Friedrichstraße beschreibt aber meines Erachtens weitaus lebendiger den damals vorherrschenden Zeitgeist.
Im Mittelpunkt des Werkes stehen Louise, Robert, Johannes, Ilse und Ella, die alle im beginnenden 20. Jahrhundert in Berlin-Charlottenburg gemeinsam aufwuchsen.
Johannes und Robert ziehen in den 1. Weltkrieg. Nur Robert kehrt zunächst zurück. Louise, die sich vorher nicht richtig zwischen Robert und Johannes entscheiden konnte, deren Herz aber letztendlich doch für Johannes schlägt, nimmt schließlich Roberts Heiratsantrag an. Als Johannes als Kriegsversehrter doch noch heimkehrt, stürzt er Louise in ein Gefühlschaos. Ilse, seine Schwester, fühlt sich zu Frauen hingezogen und wird immer tiefer in den exzessiven Sumpf des Berliner Nachtlebens in den 20 er Jahren hineingezogen. Sie versucht, ihren eigenen Weg konsequent zu gehen, was in diesen Zeiten nicht einfach ist.
Mir hat der erste Band der neuen Berlin-Trilogie von Ulrike Schweikert ausgesprochen gut gefallen. Besonders gelungen finde ich hier die Verknüpfung von realen zeitgenössischen Personen und Orten mit den fiktiven Figuren. Man bekommt durchaus Lust, sich über die Vita der realen Personen zu informieren und sich z.B. auch einmal ein Originalchanson von Claire Waldoff anzuhören. Es macht Spaß, das von skandalösen Exzessen übersprudelnde Berlin der 20er Jahre mit Hilfe des Buches vor seinen Augen entstehen zu lassen. Als Gegenpol dazu beschreibt die Autorin aber auch einfühlsam die immer größere Not der Bevölkerung in der Weimarer Republik und lässt schon erahnen, in welcher politischen Katastrophe sie enden wird. Diese Kombination mit gut recherchiertem Hintergrund hat mich absolut begeistert.
Deshalb empfehle ich den Roman, ganz besonders auch für Berlin- Fans uneingeschränkt weiter und bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.
Das Cover ist schön und ansprechend gestaltet. An die etwas „stumpfe“ Umschlagpappe muss man sich erst gewöhnen, wobei diese sicherlich auch etwas empfindlich ist. Letztendlich liegt sie aber gut in der Hand.