Unterhaltsame Familiensaga im Berliner der 20er Jahre

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cs15 Avatar

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Der Auftaktroman der neuen Reihe überzeugt am Anfang mehr als zum Ende hin.
Drei sehr unterschiedliche Frauen stehen im Zentrum des Geschehens. Luise und Ilse haben es aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung im Leben einfacher als die Dritte, Ella, ein Arbeiterkind. Alle drei Frauen werden in dieselbe Zeit hineingeboren, die durch ein sehr klassisches und traditionelles Frauenbild geprägt ist. Alle drei versuchen auf sehr unterschiedliche Art und Weise mit dem traditionellen Frauenverständnis zu brechen, ob bewusst und provokant bei der Einen und in völlig anderer Art bei den Anderen. Da ich nicht spoilern will, verrate ich nur, dass der Bruch auch durch die sexuelle Orientierung erfolgt.
Eine abweichende sexuelle Orientierung wurde damals noch viel weniger akzeptiert als heute und wenn überhaupt, dann nur bei „Randgruppen“ wie Künstlern und Intellektuellen, aber nicht bei Töchtern und Söhnen aus einem „guten, bürgerlichen Haus“.
Ilse kämpft gegen ihren konservativen Vater an und wünscht sich gleichzeitig seine Aufmerksamkeit, die aber nur der ältere Bruder Johannes bekommt. Von Johannes wird erwartet, dass er der Erste und Beste in allem ist. Zu Beginn wird er dieser Anforderung durchaus gerecht. Luise ist verliebt in die beiden Nachbarjungs Robert und Johannes und beide lieben auch Luise und buhlen um ihre Gunst. Luise ist intelligent und modern und arbeitet bei der Kripo.

Die Geschichte dreht sich um die drei Frauen und die beiden Männer. Der Roman beginnt in den 1920er Jahren, in einer gesellschaftlich und politisch sehr spannenden und unsteten Zeit. Einerseits wird Zeitgeschichte erzählt und andererseits auch das ganz normale Leben, oder doch nicht so ganz normale Leben, der 5 Protagonisten. Denn was ist in einer Kriegszeit schon normal.
Man fiebert und leidet mit den Protagonisten.

Das Buch hat viele schöne, spannende und unterhaltsame Momente und gefällt mir sehr gut. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und die Geschichte glaubhaft und nachvollziehbar aufgebaut. Manche Entwicklungen sind zwar sehr voraussehbar, aber dennoch unterhaltsam beschrieben. Schön auch wie der Bahnhof Friedrichsstraße in Berlin in die Geschichte eingebunden wird, mit allen Höhen und Tiefen.

Schade finde ich nur, dass doch sehr deutlich wird, dass die Geschichte noch weitergeht, was die Spannung ein bisschen nimmt und es eher eine unterhaltsame Erzählung wird, aber dennoch von meiner Seite eine klare Leseempfehlung.