Zu viele Nebenschauplätze, zu wenig Raum für die eigentlichen Hauptdarsteller.

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Johannes, Robert, Luise und Johannes Schwester Ilse wachsen in einem Vorderhaus der Berliner Friedrichstrasse auf, ihr kleiner Schatten Ella im Hinterhaus. Zwischen Johannes und Robert beginnt schon früh ein Wettstreit um die Gunst der jungen Luise, der sich bis zum Einzug der beiden inzwischen jungen Männer in den 1. Weltkrieg zieht. Aber es kommt nur einer zurück.

Ulrike Schweikert's Charité-Reihe habe ich förmlich verschlungen und gerade deshalb habe ich mir von diesem Buch viel versprochen. 120 Seiten konnte mich die Autorin auch restlos begeistern, die Lebensverhältnisse der damaligen Zeit sind authentisch abgebildet die Figuren detailliert und glaubwürdig dargestellt, die beginnende Dreiecksgeschichte barg viel Potenzial für einen Pageturner. Aber leider gab es für mich auf einmal einen kompletten Umbruch, den ich so nicht erwartet habe. Die Protagonisten werden auf einmal zu Statisten in ihrer eigenen Geschichte. Die Glitzerwelt und die Schattenseiten des politischen und künstlerischen Berlins der zwanziger Jahre gewinnen die Oberhand. Fast jeder politische Machtwechsel ob legal oder durch Attentate verursacht bekommt einen großen Platz in dieser Geschichte. Jeder namenhafte Künstler der zwischen den beiden Weltkriegen zu Ruhm und Anerkennung fand, sei es als Autor/ Autorin, Stummfilmstar, Tänzerin, Rennfahrerin, angefangen bei Tucholsky über Erich Kästner bis hin zu Marlene Dietrich (es sind unzählige mehr) wird in die Geschichte der fünf auf die ein oder andere Weise eingewoben, viel Raum für die individuelle Lebensgeschichte der fünf Protagonisten bleibt da nicht. So sind einige Entscheidungen völlig unverständlich.

Wie die Autorin in ihrer Danksagung erwähnt, wollte sie alle Facetten dieses Jahrzehnts erfassen. Ihre erfundenen Hauptfiguren bleiben zwischen all den illustren wahren Personen und politischen Verwerfungen leider auf der Strecke.

Deswegen kann ich für meine Bewertung nur 2 Sterne vergeben, für die enorme Fleißarbeit bei der Recherche hat die Autorin 5 Sterne verdient, wenn man sie losgelöst vom eigentlichen Roman vergeben könnte.