Im Zwischenraum der Erinnerung

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tardigrade Avatar

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Laras „Nowhere Heart Land" zieht mich sofort in seinen Bann. Eine junge Frau zwischen London und deutscher Provinz, zwischen Gegenwart und den Schatten der Vergangenheit. Beeindruckend atmosphärisch.

Nach der Leseprobe von "Nowhere Heart Land" von Lara würde ich folgende Rezension verfassen:

# Leseeindruck: "Nowhere Heart Land" von Lara

In "Nowhere Heart Land" gelingt es der Autorin auf eindringliche Weise, Zeit und Erinnerung zu verweben. Die Protagonistin Rosa pendelt zwischen ihrer Gegenwart als Mitdreißigerin in London und den nachklingenden Erinnerungen an ihre Internatszeit in Deutschland. Die Erzählung beginnt mit einer präzisen Schilderung ihres Londoner Alltags, der abrupt durch eine Prügelei am Arbeitsplatz und die Nachricht über den Gesundheitszustand ihrer Großmutter unterbrochen wird.

Besonders beeindruckend ist die atmosphärische Dichte - die Beschreibung der überfüllten U-Bahn, der Bürogebäude und der Heimkehr in die deutsche Kleinstadt schafft ein spürbares Gefühl von Entfremdung. Die Autorin nutzt wiederkehrende Traumbilder (ein Bär, ein Fuchs, ein Habicht), die wie Mahner aus der Vergangenheit in Rosas Gegenwart eindringen.

Der Schreibstil verbindet präzise Alltagsbeobachtungen mit einer unterschwelligen Melancholie. Die Sprache ist kraftvoll und bildreich, ohne überladen zu wirken. Es gelingt der Autorin, sowohl das hektische London als auch die scheinbar stillstehende Zeit in der deutschen Kleinstadt lebendig werden zu lassen.

Der Roman verspricht eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Identität, Herkunft und den Schatten der Vergangenheit. Als Leser wird man sofort in die Zwischenwelt der Protagonistin hineingezogen, die weder in ihrer Londoner Gegenwart noch in den Erinnerungen an ihre deutsche Schulzeit wirklich zu Hause zu sein scheint.