Eine wahrhaft grausige Tat

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horrorbiene Avatar

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Irgendwie war dieses Buch etwas anders als erwartet: In den vorangegangenen Bänden schien sich ein Muster herauszukristallisieren. Es gibt immer einen Nebencharakter, der wichtigt wird. Dühnforts Privatleben entwickelt sich weiter, aber auch das eines seiner Mitarbeiter wird näher beleuchtet, da Gina als tragende Figur nicht mehr zur Verfügung steht. Gehofft hatte ich auf einen Verwicklung zwischen den Bereichen „Mord“ und „Altfälle“, die sich aber immer noch nicht einstellt und dies wahrscheinlich auch erstmal nicht wird.
Statt eines Mitarbeiters im Fokus, ist es Dühnfort selbst, der in den Mittelpunkt rückt, da er im Fall zum einen häufig allein ermittelt, aber auch weil die Ermittlungen der anderen nicht ausführlich geschildert werden. Stattdessen erlebt der Leser mehrere handelnde Nebencharaktere: Den jungen Moritz, der mehr gesehen hat, als er zugeben mag, Karsten Prittwitz, den besten Freund des Beschuldigten und hinterbliebenen Familienvaters und – soweit ich mich erinnern kann, ist dies eine Premiere – der Mörder. Letztere Perspektive ist kursiv geschrieben und verrät bis zum Schluss wirklich gar nichts! So dass ich meine Meinung, wer es denn nun gewesen sein könnte, öfter revidieren musste als es mir lieb war. Doch im Grunde hat mir das gefallen, machte es den Krimi doch spannend und mitreißend. Ich musste einfach immer weiter lesen…
Der Fall ist diesmal zudem auch wirklich fies. Eine Mutter wird nebst ihren zwei Kindern und der Haustiere tot aus einem abgebrannten Haus geborgen. Schnell ist klar, dass es sich um Mord handelt, denn die Position der Leiche des Jungen lässt keine Zweifel offen. Dies geht Dühnfort nahe, da er bald selbst Familienvater – hoffentlich eines Sohnes – sein wird. Daher scheint er sich in diesem Fall zu verrennen, aber es wäre kein Löhnig-Krimi, wenn Dühnfort letztendlich nicht doch das richtige Bauchgefühl an den Tag legt.
Nichtsdestotrotz hat mir die Konstruktion dieses Falles durch die Mörder-Perspektive ein Stück weit besser gefallen, als die anderen. Schade nur, dass die Nebenperspektiven Dühnforts Mitarbeiter zu kurz kommen. So erfolgt die gute Neuerung leider auf Kosten etwas Altbewährtem. Andererseits macht diese wandelbare Konstruktion der Bücher die Serie abwechslungsreich. Altbewährtes ist zwar gut, aber Festgefahrenes nicht. Dennoch würde ich mir eine ausgewogenere Balance für den nächsten Teil wünschen. Ein paar mehr Seiten für die Atmosphäre und die zwischenenmenschlichen Beziehungen dürfen es für mich gern sein!
Ansonsten gilt auch für diesen Fall, dass der Schreibstil auf dem gleichen guten Nivau ist wie auch bei den Vorgängern.

Fazit: Nun ruhet sanft reiht sich als siebter Teil in Puncto Qualität und Anspruch bei seinen Vorgängern ein und ist daher eine wunderbare Fortsetzung. Zwar wird hier mit der neuen Tradition der näheren Beleuchtung eines von Dühnforts Teammitgliedern gebrochen, dafür bekommt der Leser jedoch mehrere Nebencharakter-Perspektiven inklusive einer Perspektive aus Sicht des Mörders. Dies ermöglich ein munteres Rätselraten, dass durch die Brisanz des Falls noch spannender macht für den Leser. Diese neue Entwicklung hat den Vorteil für die Reihe, dass sie sich nicht festfährt und gar langweilig wird. Inge Löhnig schafft es immer wieder sehr unterhaltsame Krimis zu schreiben, die man schnell und einfach konsumieren kann und dabei von ihr, was die Täterermittlung betrifft, aufs Glatteis geführt wird. Da die zwischenmenschlichen Beziehungen hier bei Weitem nicht so wichtig sind wie bei den Bänden davor, würde sich dieser Band theoretisch auch als Einstieg in die Reihe eignen – aber danach sollte chronologisch von vorn begonnen werden.