Fesseln

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Bei Kommissar Dühnforts neuestem Fall handelt es sich um eine Familientragödie: Nina Sassen, ihre Tochter Sophie und der Hund wurden erschossen, dann das Haus in Brand gesteckt. Schließlich wird auch noch der Sohn Leon tot in einem Schrank aufgefunden. Und das Pony im Stall wurde ebenfalls getötet. Schnell kommt der Verdacht auf, dass der Vater dafür verantwortlich ist. Thomas Sassen ist ein renommierter HNO-Arzt mit Praxis in München und nimmt es mit der Treue nicht so genau. Am Vorabend hat er das Haus nach einem Ehekrach verlassen und ist nun nicht erreichbar. Doch dann erscheint er wieder – mit einem Blumenstrauß, um sich bei seiner Frau zu entschuldigen. Dühnfort fragt sich, ob Tom ein guter Schauspieler ist oder wirklich einen Schock erlitten hat, als er von dem Vorfall erfahren hat. Angeblich war er über Nacht bei einer guten Freundin, die ihm auch ein Alibi gibt. Was hat der Nachbarjunge beobachtet? Ist das Kind aus dem Prolog, das seine behinderte Schwester durch einen „Unfall“ ums Leben gebracht hat, der Täter?

Ich habe mich sehr gefreut, als ich die Gewinnbenachrichtigung erhalten habe, weil ich ein großer Fan von Inge Löhnig bin. Und ich wurde erneut nicht enttäuscht. Auch bei diesem Krimi, dem siebten Fall für Tino Dühnfort und seine Kollegen, hat sie nicht nachgelassen. Ihr Schreibstil sorgt dafür, dass man richtig in die Bücher eintauchen und sich in die Handlung hineinversetzen kann. Man hat keine Einstiegsschwierigkeiten, sondern ist sofort mitten im Geschehen. Es liest sich schnell, leicht und flüssig. Die Charaktere sind mir bereits ans Herz gewachsen, und ich bin immer gespannt, wie es mit ihnen weitergeht. Deren Privatleben kommt nicht zu kurz, lenkt ab nicht vom eigentlichen Fall ab. Dieser geht diesmal Dühnfort besonders nahe, weil seine Freundin Gina endlich schwanger ist.

Von der ersten Seite an wird Spannung aufgebaut. Wie Dühnfort fragt man sich, ob der Vater der Täter war und sich so gut verstellen kann. Seine Figur kommt nicht besonders sympathisch herüber. Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen und habe es fast an einem Stück gelesen. Ich hatte zwar früh einen Verdacht, was der Spannung aber keinen Abbruch getan hat. Wie immer sind der Fall und die Lösung logisch und nicht konstruiert, und am Ende sind alle Fragen beantwortet.

Zur Spannung trägt auch bei, dass der Krimi aus der Sicht des allwissenden Erzählers geschrieben ist, wobei immer eine Person im Vordergrund steht. Oft ist es Kommissar Dühnfort, aber auch Toms Freund Karsten, der Nachbarsjunge... Der Leser hat dadurch einen Informationsvorsprung vor der Kripo.

Ich denke, dass man diesen Krimi auch lesen kann, ohne die Vorgängerbände zu kennen, da die Fälle in sich abgeschlossen sind. Ich würde es jedoch niemandem empfehlen, da es ab und zu Anspielungen auf frühere Ereignisse gibt und sich vor allem die Veränderungen im Privaten durch alle Bände ziehen.

Das Cover ist schön. Es passt zu den letzten Covern von Inge Löhnigs Büchern, so dass es jeder Fan erkennen wird. Wie bei vielen Büchern momentan ist der Titel, der einen gewissen Bezug zum Inhalt hat, erhaben aufgedruckt. Der Rückentext gibt nicht zu viele Details preis und macht neugierig.

Ich kann das Buch ohne Einschränkung jedem empfehlen, der gut aufgebaute Krimis mag. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band!