Semi-seichter Mommy-Thriller

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berolina Avatar

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Darcey Bell's Debütroman beginnt spannend. Die Hauptfiguren überzeugen trotz teils zugespitzter Darstellung und deren Backstories verleihen der altbekannten Handlung die nötige Innovation.

Im 1. Teil sind manche Kapitel aus Stephanie's Sichtweise verfasst, andere hingegen, wie sie über die Geschehnisse in ihrem Blog berichtet. Die Diskrepanz zwischen der Person, die sie nach aussen trägt und der, die sie wirklich ist, hätte hier durchaus noch deutlicher dargestellt werden können, da die Protagonistin mit ihrer Naivität nicht nur den anderen Charakteren schnell auf die Nerven geht.
Zu viele Wiederholungen und sprachliche Schwächen büßen dem Roman an Wirksamkeit ein.

Glücklicherweise gibt es im 2. Teil weitere Perspektivenwechsel. Ein besonders interessanter Ansatz hier ist, dass bei den Kapiteln aus Emily's und Sean's Sichten die Dialoge nicht wortwörtlich übereinstimmen. Wir alle erinnern uns an Dinge unterschiedlich, somit gibt es keine objektive Wahrheit, per se.
Da jedoch die selben Erlebnisse aus unterschiedlichen Blickpunkten wiederholt werden, beginnt es schließlich an manchen Stellen wie ein Um-Schreiben der Geschichte zu wirken. Wenn sich Charakter A in seinem Kapitel eine Frage zum Verhalten Charakter B's stellt, wird dies sofort in Charakter B's Kapitel aufgeklärt.
Dieses bewusste Eingreifen und Verdeutlichen der Autorin verfehlt den Zweck, überraschende Plot-Twists zu kreieren. Dem Leser wird nicht die Möglichkeit gegeben, eigene Schlüsse zu ziehen und somit wird er eines wichtigen Thriller-Elements beraubt.