Grell beleuchtetes Familienpanorama

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singstar72 Avatar

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Die Ausgangslage und Umsetzung sind bewährt: ein Prolog mit einer rätselhaften Ausgangslage im Jetzt, danach eine Handlung, die zwischen Damals und Heute springt. Wechselnde Perspektiven, von verschiedenen Figuren erzählt. Es geht um einen Unfall, der zwei Familien vor 8 Jahren entzweit hat. Zwei sportbegeisterte junge Männer, ehemals beste Freunde, waren in diesen Unfall verwickelt - und danach ist nichts mehr wie zuvor. 8 Jahre später wollen ausgerechnet zwei Mitglieder dieser Familien heiraten - und auf der Hochzeit kocht unvermeidlich die Vergangenheit wieder hoch.

Damit ist eigentlich alles gesagt, ohne Wesentliches vorwegzunehmen. Die Autorin hat einen griffigen Spannungsroman geschaffen, der von Anfang an viele Fährten streut, und den Leser fast bis zum Schluss im Ungewissen lässt. Angenehm kurze Kapitel, und rasch wechselnde Schnitte, tragen zum durchgehend hohen Spannungslevel bei. Die angedeutete "Romeo und Julia"-Thematik tut ihr Übriges.

Ganz ohne Makel ist dieses Buch aber doch nicht. Wechselnde Perspektiven sind, wie gesagt, bewährt - aber jeden einzelnen Erzähler aus der "Ich"-Perspektive berichten zu lassen, erfordert Feingefühl. Nicht jedes "Ich" in diesem Buch ist gleich gut gelungen - kurioserweise sind es gerade die Männer, die mehr überzeugen. Die Frauen werden eher stereotyp und teils überzogen dargestellt.

Hinzu kommt, dass ein zentrales Element der Handlung ein wenig weit hergeholt scheint - auch für einen Spannungsroman. Der zentrale Konflikt dieses Buches, auf dem die ganze Tragik rund um den Unfall beruht, baut darauf auf. So hätte nur jemand gehandelt, der vorher (!) von dem Ereignis wusste; nicht jemand, der zufällig hineingezogen wird. Oder jemand, der selber bereits Dreck am Stecken hat; kein unbescholtener Bürger. Nun ja. Der eigentlichen Spannung und dem Lesefluss tut dies insgesamt keinen Abbruch.

Fazit: eine gelungene Spannungslektüre, die jedoch nicht zu den herausragenden Exemplaren ihres Genres zählt.