Zwei Familien, eine Hochzeit und ein Todesfall

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blomster78 Avatar

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Die Hochzeit von Emily Brandt und William Nihlzén wird glamourös auf einem Schloss gefeiert. Natürlich sind die Familien der Brautleute anwesend, was, wie schnell deutlich wird allen Beteiligten Anlass zur Sorge gibt, da ein Unfall vor acht Jahren die beiden Familien im Streit entzweit hat. Emilys Bruder Erik sitzt seitdem im Rollstuhl und benötigt Unterstützung einer Assistentin, die Eltern sind geschieden, die Mutter Alkoholikerin. Vor allem die Mutter, Annika, hat den Unfall nie so ganz verwunden und macht nicht nur ihrem jetzt Schwiegersohn William, der damals das Unfallauto fuhr, sondern der gesamten Familie Nihlzén bis heute Vorwürfe. Von der Familie Nihlzén erfährt man nicht ganz so viel, die Persönlichkeitsmerkmale werden weniger herausgearbeitet.
Der Roman ist in unterschiedlichen Perspektiven (zeitlich und personell) geschrieben, was zum einen die Spannung steigert und dem Leser nach und nach Zusammenhänge liefert. Ein „rundes“ Bild kann man sich bis zuletzt nicht machen, irgendwas ist faul, das spürt man, aber was genau ist schlecht zu greifen. Die Hochzeit endet dann für alle Beteiligten sehr abrupt mit einem Toten und wieder werden Motive und Geheimnisse durchgemischt. Was vorher irgendwie klar war, ist es nun nicht mehr und andersherum.
Mir hat die Story ganz gut gefallen, der Text war flüssig und schnell zu lesen, auch die Personen- und Zeitenwechsel haben mich nicht gestört, im Gegenteil, sie haben zum Spannungsbogen beigetragen.
Genervt war ich irgendwann von Annika, der Mutter Emilys, deren ständiges Zetern und Anklagen v.a. in den Rückblenden war mir zu viel, auch wenn ich durchaus nachvollziehen kann, dass man als Mutter „das Beste“ für sein Kind herausholen möchte. Am körperlichen und psychischen Wohlergehen ihres Sohnes war sie mir zu wenig interessiert.
Mit Emily wurde ich nicht richtig warm, ihre Persönlichkeit konnte ich schlecht greifen und fand sie in Äußerungen und (innerer) Haltung teilweise viel zu unreif für eine Frau in ihrem Alter.
Die Auflösung empfinde ich als etwas unbefriedigend, weil ich sie ein wenig unpassend finde und kam für mich dann doch relativ plötzlich, es wirkte ein bisschen als ob der Autorin die Luft ausgegangen wäre, obwohl die Geschichte trotzdem zu Ende erzählt ist. Einige Seiten weniger Lamentieren Annikas und dafür ein bisschen detailliertere Schlussszenen hätten mir besser gefallen.
Insgesamt eine spannende Geschichte die gut zu lesen ist, wegen Annikas Zeterei und dem etwas fragwürdigen Ende gibt's einen Stern Abzug.
Das Cover gefällt mir und passt zum Inhalt.