Barbecue mit Folgen

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regenprinz Avatar

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Aufgrund der beeindruckenden Vergleiche, die bereits in der Vorankündigung zu Autor und Buch gemacht wurden, war ich ziemlich gespannt auf die Leseprobe. Und habe mir dann doch eher schwer getan mit dem Einstieg. Nicht wegen der Ausführlichkeit oder der Detailverliebtheit, denn das war ja zu erwarten, sondern vor allem, weil mir die Figur des Hector so unsympathisch war. Es schmälerte mein Lesevergnügen doch ziemlich, gleich zu Beginn die Innenperspektive eines ebenso unangenehmen wie selbstverliebten Schnösels einnehmen zu müssen. Wobei ich vermutlich nicht die Einzige bin, die ihn nicht mag - denn bei diesem Barbecue in seinem Garten brodelt die Atmosphäre von Anfang an so, dass eine Explosion unvermeidbar scheint. Sie wird ja nun auch noch kommen, in Form der Ohrfeige, aber vermutlich hätte es auch ein ganz anderes Ereignis sein können. Zuviel Spannung, Wut, Abneigung, Eifersucht, etc. liegt in der Luft, zuviel Unausgesprochenes erhitzt die Gemüter.

Was meinen Gesamteindruck angeht, so finde ich, dass der Autor durchaus schreiben kann, denn gelangweilt habe ich mich an keiner Stelle. Möglich auch, dass er hier wirklich einen "großen Gesellschaftsroman" vorgelegt hat, der zurecht preisgekrönt wurde. Allerdings bin ich noch am Zweifeln, ob ich so viel geballten Frust nacheinander aus sämtlichen Perspektiven lesen möchte. Die Figuren haben sicher das Potential dazu, keine Frage. Aber habe ich als Leserin genügend Energie und Geduld für so ein Buch?