Wie in einer Männerumkleide

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owenmeany Avatar

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Mit dem Hinweis auf Wolfe und Roth setzt die Los Angeles Times ganz schöne Maßstäbe - ob gerechtfertigt, wird sich zeigen. Das Inhaltsverzeichnis, in dem die acht Kapitel mit vier weiblichen und vier männlichen Vornamen überschrieben sind, lässt auf einen Wechsel der Perspektiven schließen. Dass Tsiolkas hemmungslos eindringt in die urmenschlichsten Regungen, wird schon auf der ersten Seite klar. Mit bunter Palette malt der Autor in der Person Hectors das Urbild eines Machos wie er im Buche steht: geil, ungewaschen, auf seinen Body fixiert, vulgär - aber bezüglich Frauen von einer "konservativen Einstellung", unrettbar dem Nikotin verfallen und auch gelegentlichem Drogenkonsum nicht abgeneigt. Ein ambivalentes Verhältnis hat er zu seinem Sohn Adam, einem Computerspiele-Nerd, ein unverkrampftes zu seiner Geliebten Connie.

Eine Vorort-Mittelschicht-Grillparty nimmt ihren üblichen Verlauf mit den normalen kleinen Nervereien zwischen den Generationen. Eine Fülle von Details ergeben ein stimmiges Bild, in dem eines zum anderen passt: Musik, Speisen, Freizeitaktivitäten, Umgangston. Vorzeigeobjekt Nr. 1 sind die Kinder. Das Thema "öffentliche oder Privatschule" ergibt eine heiße Diskussion wie um Glaubensdogmen. Eine Linie Speed lässt ungezügelte Emotionen hochkochen. Man ist multikulturell in Australien - mit gelegentlichen dezenten Animositäten untereinander.

Wenn auch bis S. 39 nur die Dispositionen gestellt sind, verspricht dieses dicke Buch eine fundierte, realistische Gesellschaftsstudie zu werden.