35x um Verzeihung bitten

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karschtl Avatar

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Da ist die Leseprobe nun schon doppelt so lang wie gewöhnlich, und dann endet es gerade an so einer spannenden Stelle!! Na Mensch.
Wobei ich mir schon denken kann, wie Michael reagieren wird. Wahrscheinlich nicht so, wie Hannah es sich erhoffen würde.

Die Idee der Versöhnungssteine finde ich prinzipiell sehr gut. Ich frage mich allerdings schon, was für eine grässliche Person Fiona gewesen sein muss, wenn sie gleich an 35 Personen solche Steine verschickt hat. War sie zu 35 Menschen in ihrem gerade mal 30-jährigem Leben so böse, dass sie diese nun alle um Verzeihung bitten muss, damit es auch ihr besser geht? Und falls ja, ist es dann wirklich mit so einen kleinen Brief und einem symbolischen Stein getan? Anscheinend nicht, denn auch Hannah ist im Grunde nicht bereit, ihr zu Verzeihen. Zu viel scheint damals geschehen zu sein, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass pubertierende Mädchen sehr grausam sein können. Wie Fiona es allerdings geschafft hat, auch ihre Eltern zu entzweien, würde ich auch noch gern wissen. Ebenso, wie das Wiedersehen von Hannah und ihrer Mutter ablaufen wird. Denn dass es ein solches geben wird, davon gehe ich mal schwer aus.

Wenn ich selbst solche Steine verschicken sollte, müsste ich erstmal schwer überlegen. Sicher gibt es ständig Leute, bei denen man sich entschuldigen könnte. Bei den Nachbarn wenn die Kinder mal wieder zu laut herumschreien, im Supermarkt wenn man die letzten Bananen ohne braune Stellen in den eigenen Korb legt, an der Bushaltestelle wenn man mit dem Kinderwagen den Gehsteig blockiert, bei den Arbeitskollegen wenn man vor dem ersten Kaffee noch etwas grummelig ist, bei Kundendienstmitarbeitern wenn man schnippisch reagiert weil man sich nicht gut (genug) behandelt fühlt, bei der Oma weil man sie viel zu selten anruft oder besucht.
Ich hätte den Stein auch meiner Mutter geben können, weil ich ihre Leistung als tolle Mama als Kind und vor allem Teenager wohl nie aktiv so gewürdigt habe wie es hätte sein können - und wie ich es erst jetzt, wo ich selbst Mutter bin, realisiere. Oder meinem Lebensgefährten, wenn wir uns mal wieder wegen Kleinigkeiten gestritten haben. Oder meinen beiden Söhnen, wenn ich sie mal wieder geschimpft habe. Doch im Großen und Ganzen hoffe ich doch, dass ich bisher noch keinem Menschen das Leben derart zerstört habe, dass es einer umfassenden Vergebungszeremonie bedarf.