Der Kreis der Versöhnung

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regenprinz Avatar

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Die zugrundeliegende Idee mit den beiden Versöhnungssteinen gefällt mir gut, auch die Leseprobe liest sich unterhaltsam, ohne "flach" zu wirken. Hannah ist eine sympathische Hauptfigur, beim Lesen wird rasch klar, dass ihr Leben geradezu nach einer Veränderung schreit, nur sie selbst scheint das bislang nicht wahrzunehmen. Lieber klammert sie sich an die Beziehung zu Michael, dem Bürgermeister, der kaum Zeit für sie hat und dessen Tochter Abby sie deutlich ablehnt. Auch im Job tritt Hannah auf der Stelle und erwägt nun sogar, ein verheißungsvolles Angebot abzublocken, um nicht von Michael wegziehen zu müssen. Tja, ich bin mir sicher, dass das erstmal nicht gut weitergeht ...
Der Romananfang deutet das Konfliktpotential im Hintergrund der Geschichte bereits an - Hannahs abgebrochene Beziehung zur Mutter (wahrscheinlich vom Vater veranlasst, bei dem sie dann aufwuchs) und ihre gescheiterte Beziehung mit Jackson, der sie betrogen hat. Seine Mutter Dorothy, zu der Hannah noch engen Kontakt hat, findet klare Worte, um ihr gehörig den Kopf zu waschen. Und dann ist da eben noch Fiona, die Hannah schon vor längerer Zeit die beiden Versöhnungssteine geschickt hat. Damals eine mobbende Mitschülerin, heute Rechtsanwältin und gerade dabei, als Autorin berühmt zu werden. Es wird Hannah wohl nicht gelingen, diese "Story" nur als Aufmacher für ihre Bewerbung beim neuen Sender zu nehmen - zu sehr ist sie selbst darin verstrickt und zu tief sind noch die Wunden ...
Das erste Buch der Autorin kenne ich leider nicht, sodass ich keine Vergleichsmöglichkeit habe. Aber ich werde sicherlich in naher Zukunft etwas von ihr lesen, denn es gefällt mir gut, wie sie auf unterhaltsame Weise diese großen und wichtigen Themen anpackt, hier also Schuld, Reue und Vergebung.

In meinem eigenen Leben fällt mir spontan niemand ein, dem ich ein solches Säckchen mit Versöhnungssteinen schicken müsste. Wenn ich Mist gebaut habe und es angezeigt war, mich zu entschuldigen, habe ich das (hoffentlich) immer im Anschluss direkt getan. Etwas lange aufzuschieben ist nicht mein Ding. Und Versöhnung ist tatsächlich etwas, das ich wichtig finde, weil ich mich nicht mit unnötigem Frust dauerhaft belasten möchte. Daher versuche ich eigentlich immer, mit mir und meiner Umgebung einigermaßen "im Reinen" zu sein und Menschen, mit denen ich nicht klarkomme oder sie nicht mit mir, möglichst aus dem Weg zu gehen.
Für Hannah im Roman hoffe ich, dass sie ihren Weg findet und der Kreis der Versöhnung sich am Ende für sie und ihr Leben schließt.