Ein kleiner Stein kann ein harter Brocken sein

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kilian Avatar

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Ein Stein als Anstoss zur Versöhnung. Gleich zwei bekommt Hannah Farr von einer ehemaligen Mitschülerin, die ihr lange übel mitgespielt hat, zugesendet. Praktischerweise gleich mit einer Anleitung dazu. Einen an den Absender zurück, wenn die Entschuldigung angenommen wurde und den anderen ( vermutlich mit einem zweiten) an eine Person, die man auch um etwas Verzeihung bitte möchte.
Die Leseprobe und vor allem das damit verbundene „special“ hat mich sehr irritiert. Zum einen bin ich skeptisch, was Bestseller betrifft. Da habe ich das Vorurteil „genau auf den aktuellen Geschmack der Leser zugeschustert“. Zum anderen dachte ich sofort an Kettenbriefe und brauchen wir jetzt für alles eine Anleitung? Myboshi-Häkelmützen, die wir früher in der zweiten Klasse schon im Unterricht häkeln konnten und jetzt auch noch eine Anleitung zum Versöhnen?
Aber der Gedanke, der Stein, setzte sich fest. Ich war schon immer begeistert von der jüdischen Tradition, Steine auf einen Grabstein zu legen, wenn man das Grab besuchte, auch die Handschmeichler oder „Meditationssteine „ konnten mich schon immer faszinieren. Je mehr ich mich damit befasste, desto ernster wurde es. Kurz zusammengefasst: Es gibt eine Person in meinem Leben, da würde ich gerne ein Verzeihen anstossen. Mein Vater war immer sehr tyrannisch und wir Kinder haben ihm nie verziehen, auch was er unserer früh verstorbenen Mutter mit seiner Art antat. So schnell wie möglich hat sich der Kontakt auf das mindeste beschränkt, und als die Enkel ihren Opa auch nicht mehr so sahen, wie sie ihn kleine Kinder gern hatten, blieb eigentlich kaum noch Kontakt. Dazu gab es zu viele Verletzungen seelischer Art. Nun ist er dement, aber auf eine sanfte Art, so ist er noch nie Leben gewesen. Gerne würde ich ein Gespräch suchen, dass vorher nie möglich war, und jetzt nicht mehr möglich ist. Aber es ist einfach ein guter Gedanke, einen Stein zu nehmen und ihm in die Hand zu geben. Wer weiss, was er dann fühlt, alleine wenn er über die Oberfläche streicht.
Eine vllt einseitige Geste, aber halt eine Einbahn-Versöhnung?