Nur einen Horizont entfernt

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bine174 Avatar

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"Morgen kommt ein neuer Himmel" von Lori Nelson Spielman war ein Buch, das mich berührt und mir sehr gut gefallen hat. Dieses Buch hier macht auf mich den Eindruck, als ob es tiefer gehen würde, denn hier geht es nicht um Briefe, die Ermahnungen und Vorgaben einer inzwischen verstorbenen Mutter beinhalten, sondern um eine Mutter und eine Tochter, die sich seit 15 Jahren nicht gesehen haben. Obwohl heute eine beliebte Fernsehmoderatorin, ist Hannah innerlich doch tief verletzt und enttäuscht von ihrer Mutter, und als sie von einer ehemaligen Klassenkameradin, die sie in der Schule gemobbt hatte, einen Versöhnungsstein erhält, schlägt ihr die Mutter ihres ehemaligen Verlobten, zu der sie in inniges Verhältnis hat, vor, diesen an ihre Mutter weiterzugeben, um endlich nach dieser langen Zeit herauszufinden, was vor 15 Jahren wirklich passiert ist, dass der Kontakt so abgebrochen ist.

Der Schreibstil der Autorin ist auch hier wieder flüssig, die Geschichte wird aus der Ich-Form durch Hannah erzählt. Von Anfang an steigt man in die Geschichte ein und ich wurde von Beginn an gefesselt und war neugierig, wie es weitergeht.

Für mich persönlich stellte sich schon bei der Ankündigung der Leseprobe vor über einer Woche die Frage, ob ich selbst auch so einen Stein weitergeben würde. Ich denke schon, dass ich jemandem, der mir mit einem solchen Stein eine aufrichtige Entschuldigung zukommen lassen würde, verzeihen könnte. In meiner Familie und in meinem Freundeskreis ist alles relativ klar, sodass ich mich jetzt nicht erinnern könnte, jemanden so tief verletzt zu haben, dass er so einen Stein von mir benötigt, um mir verzeihen zu können - in der Hinsicht könnte ich zwar einige Steine verschicken, aber keinen für eine so tiefe Verletzung, wie sie offenbar Hannah zugefügt wurde.

Ich denke, der Sinn dieses Buches ist es, zum Nachdenken anzuregen, was man in einer Situation tun würde, wenn man selbst solche Steine erhält, und ich denke, das ist auch der Sinn des gesamten Romanes - nachzudenken, sein eigenes Verhalten zu reflektieren, und vielleicht auch dazu angeregt werden, sich im Miteinander mit anderen noch mehr anzustrengen und andere nicht zu verletzen.

Verzeihen geht manchmal nicht so einfach, aber wie oft hat man Streit mit jemanden, ist noch lange danach beleidigt und kann sich doch gar nicht mehr so klar daran erinnern, was eigentlich genau der Auslöser war oder was genau gesagt wurde, das einen verletzt hat? Über solche Situationen lohnt es sich nachzudenken, ob es das wirklich wert ist, z.B. den Kontakt abzubrechen oder zumindest länger nicht auf die Person zu sprechen zu sein.

Aber ich denke, es gibt durchaus auch Situationen, in denen man so tief verletzt wurde, dass eine solche Schädigung an der Seele entstanden ist, dass man das nicht einfach so vergessen kann - auch über lange Zeit nicht. In solchen Situationen ist so ein Stein vielleicht eine gute Gelegenheit, jemanden um Verzeihung zu bitten, ihm zu zeigen, dass man immer noch daran denkt, was man getan hat und dass es einem aufrichtig leid tut. Und wer weiß, vielleicht wird die Idee des Steine-Versendens auch im wirklichen Leben aufgegriffen?! Jede einzelne ernst gemeinte Entschuldigung und vielleicht auch daraus folgendes Verzeihen wäre es wert.