Thematisch aufgeweckt

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marcello Avatar

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"Nur einen Horizont entfernt" handelt von der erfolgreichen Fernsehmoderatorin Hannah Farr, die nach zwei Jahren den Brief einer alten Schulkameradin öffnet. Hannah hat so lange gezögert, da Fiona Knowles das Mädchen war, das ihre Jugend zur Hölle gemacht hat. Im Brief sind zwei Steine enthalten, die für das Verzeihen stehen sollen. Den einen soll Hanna an Fiona zurückschicken, wenn sie dieser für ihre damaligen Taten verziehen hat. Den anderen soll sie selbst an eine Person schicken, die sie um Verzeihung bitten soll. Hannah ist unsicher, und doch taucht immer wieder das Bild ihrer Mutter auf, mit der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Aber ist sie wirklich bereit sich mit den Geistern der Vergangenheit auseinanderzusetzen?
Die Leseprobe ist sehr angenehehm zu lesen. Zudem gefällt mir die künstlerische Gestaltung sehr gut. Die Pusteblume auf dem Cover wird immer wieder an den Kapitelanfängen wiederholt, so entsteht direkt der Eindruck, dass in diesem Roman alles wohl durchdacht ist. Die Idee mit den Steinen hat mir seit dem Klappentext ausgesprochen gut gefallen, ich bin nur skeptisch, ob dieser Aspekt eine ganze Geschichte tragen kann. In "Morgen kommt ein neuer Himmel" wurde die Liste bis zum Ende konsequent abgearbeitet und hier bin ich mir einfach unsicher, ob die Steine wirklich einen überzeugenden Rahmen liefern können. Der Einstieg auf den wenigen Seiten der Leseprobe ist mir etwas schwer gefallen. Der Schreibstil ist flüssig und Hannah wächst dem Leser auch sofort ans Herz, aber es werden direkt so viele Figuren eingeführt und die Namen werden einfach in den Raum geschmissen ohne, dass man weiß, wer diese sind. Das stört den Gesamteindruck etwas, wird aber wohl keine durchgängiges Problem sein, da irgendwann hoffentlich alle Figuren eingeführt sind. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf diesen Roman, denn "Morgen kommt ein neuer Himmel" war wirklich ein Meisterwerk in 2014!

Zusatz:
Ich würde den Stein meiner ganzen Familie zukommen lassen. Wir leben nicht im Streit, sind eine normale Familie, die genug Höhen und Tiefen durchgemacht hat und die im Endeffekt immer zusammenhält. Und dennoch schützt dieser Zusammenhalt nicht davor, dass man den liebsten Menschen auf Erden wehtut. Mir ist zwar noch alles verziehen worden und dennoch muss ich mir eingestehen, dass ich viele Dinge für selbstverständlich genommen habe und dadurch selten meinen Mann gestanden habe und sie um Verzeihung gebeten habe. Wenn ich mich nun intensiv mit Verzeihung auseinandersetze, so ist mir klar, dass man gerade seine Familie immer offen um Verzeihung bitten sollte. Bekanntlich verletzt man die Menschen, die einen am meisten lieben doppelt und dreifach. Umso schwerer wiegt es für mich, dass ich so selten sagen kann: "Es tut mir leid. Verzeihst du mir?". Daher ist der Stein für euch, meine liebe Familie. All mein euch gegenüber begangenes rücksichtloses Verhalten tut mir leid und ich hoffe, dass ihr mir bis jetzt immer ehrlich vergeben habt. Denn eure Unterstützung brauche ich am meisten!