Versöhnungssteine – was für eine grandiose Idee!

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donna vivi Avatar

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Menschen sehnen sich nach einem Grund, um sich zu entschuldigen. Ob diese Aussage in einer hochmodernen Umgebung, in einer Großstadt wie New Orleans eine Chance hat?

Hannah gaukelt eine halbherzige Vergebung vor, nur karrierebedingt und rein rechnerisch wird ihr diese Täuschung kaum die erwartete Erfüllung bringen. Sowieso ist ihre Tat nur ein Druckmittel, um ihr Leben mit ihrem Freund zu festigen. Daher verwickelt Hannah Fiona Knowles in ihre dunkle Pläne und fängt ein gefährliches Spielchen an. Nur, wem macht sie hier etwas vor?

Es wird schnell klar, wie einsam sich Hannah fühlt und wie groß ihre Sehnsucht nach einer eigenen Familie ist. Sie wünscht sich, was andere haben. Verschobene Zukunftspläne überschatten ihren Traum vom Glück mit ihrem Traummann, dem Bürgermeister, Michael. Sie wünscht sich jedoch keine Fernbeziehung, wie das Michael in Aussicht stellt, sondern wesentlich mehr: Heiraten. Mehr Zeit miteinander. 900 Meilen Entfernung sind sicherlich nicht die beste Voraussetzung, um sich noch näher zu kommen.

Ihre glänzende Karriere verwandelt Hannah nicht in eine eingebildete Diva und in ihrer Person lernt man eine normale junge Frau kennen. In ihrem Leben passieren auch eher normale Ereignisse.
Was in ihrer Kindheit passierte, bleibt verschleiert. Warum soll auch noch Fiona Knowles Schuld an der Scheidung von Hannahs Eltern tragen? Warum entschuldigt sie sich für ihre Taten vor langen Jahren und was wird ihre Entschuldigung bewegen?

Ein angenehm aufregender Schreibstil fesselt den Leser und lässt das Buch Zeile für Zeile verschlingen. Dabei scheinen die Romanfiguren völlig normal zu sein, es handelt sich um sympathische, glaubhafte Menschen von nebenan. Selbst eine Fernsehmoderatorin, selbst ein Bürgermeister, beide sind natürlich wirkende Persönlichkeiten.

Es gibt einige Aussagen, die mich beeindrucken.
Eine innige Begegnung: „die Begrüßung zwischen einer tochterlosen Mutter und einer mutterlosen Tochter“, wobei es sich um zwei Freundinnen, ehemalige Nachbarinnen handelt. (Aber wie schminkt sich eine blinde Frau?)

„Das habe ich jetzt gebraucht.“ sind nicht gerade die richtigen Worte nach dem glücklichen Beisammensein. Sie beschreiben nicht Emotionen, sondern nur pure Körperlichkeit. Ist Michael ein liebender Mann?

Großes Potenzial erkenne ich darin, wie die Suche nach der Wahrheit über die eigene Wahrheit hinaus gehen soll, die die Versöhnung mit der Mutter resultieren sollte.

Dass Hannah sich von Michaels Tochter demütigen lässt, lässt erahnen, dass Hannah sich in jeder Hinsicht Michaels Vorstellungen unterordnet. Es ist dennoch fühlbar, wie ihr langsam ihre Enttäuschung bewusst wird.

Spannend, fesselnd, meisterhaft!

Zur Frage: Gibt es auch in eurem Leben jemanden, dem ihr einen solchen Stein schicken würdet, wenn euch ein ähnlicher Brief erreicht?
Einen symbolischen Stein möchte ich für meinen Sohn aufheben und ihm eines Tages geben. Für den ganzen Blödsinn, den man einem Kind im Laufe der Erziehung hauptsächlich aus Unwissenheit antut. Bei Erstgeborenen ist die Gefahr wesentlich größer, Fehler zu machen... Ich möchte jedoch diese Aussage nicht auf Facebook veröffentlichen.