Ein Frauenleben im 20. Jahrhundert

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Mit nur "Nur nachts ist es hell" erzählt uns Judith W. Taschler die Lebensgeschichte einer Frau.
Das Leben von Elisabeth Brugger / Tichy umfaßt zu der Zeit, als sie ihre Geschichte erzählt fast ein 3/4 Jahrhundert. Sie erlebt eine behütete Kindheit mit ihren drei älteren Brüdern auf dem Lande, sie darf eine höhere Schule in Wien besuchen und erlernt während des 1. Weltkriegs den Beruf der Krankenschwester.
Nach dem Krieg heiratet sie den kriegsinvaliden Freund ihres gefallenen Bruders, der wie der Bruder auch Arzt ist. Elisabeth verliert aber nie ihr Ziel aus den Augen, selbst auch Ärztin zu werden. Sie bekommt zwei Söhne und erfüllt sich trotzdem und mit Hilfe ihres Mannes diesen Wunsch.
In der Zwischenkriegszeit und während des Nationalsozialismus arbeitet sie als Hausärztin und Geburtshelferin.
Dieses ganze Leben erzählt sie ihrer Großnichte, die wie die Tante auch Medizinerin werden möchte.
Ich finde Elisabeths Geschichte ganz wunderbar erzählt, auch die Passagen, in denen es um ihre Familie, ihre Brüder geht, sind äußerst interesssant. Nie verliert sie die politischen Gegebenheiten aus dem Blick, Alle Erzählstränge sind sehr schön ausgeklügelt und ergeben ein großartiges Panorama eines Frauenlebens im 20. Jahrhunderts.
Einige Punkte, die Frau Taschler anschneidet, sind nach wie vor (leider) aktuell, wie z.B. Schwangerschaftsabbrüche.
Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen, manchmal habe ich mich so gefühlt, als würde Elisabeth mir persönlich ihre Geschichte erzählen.
Ganz große Leseempfehlung !