Enttäuschend

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frenx Avatar

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Herman Kochs Spezialität sind die fiesen Typen. Sie spielen die Hauptrolle in seinen Romanen. So auch in seinem Buch „Odessa Star“, das in diesem Jahr auf Deutsch erschienen ist.
Fred, 47 Jahre alt, ist die Hauptfigur, aus deren Perspektive das Geschehen berichtet wird. Er ist ein ordentliches Ekelpaket. Einer der Männer, die ihre Macht gnadenlos ausspielen, wo es ihnen möglich ist und die sich gnadenlos einschleimen, wo es ihnen hilft. Er bieder sich bei seinem 16-jährigen Sohn an, unterstellt seiner Frau ein Verhältnis. Und er sucht den Kontakt zu seinem früheren Klassenkameraden Max, der ihn aufgrund der kriminellen Machenschaften, in die er verstrickt ist, fasziniert. Im Zentrum der Handlung steht eine Entmietung: die der Mitbewohnerin und Hundebesitzerin, denn die entsorgt den Hundekot nie und sorgt so für eine „Geruchsmischung aus Kamelstall und versiffte Kloanlagen“. Und – welch Überraschung – eines Tages ist eben diese Hundehalterin spurlos verschwunden.
Daraus ließe sich in der Tat ein guter Roman basteln. Dies allerdings gelingt Herman Koch nicht. Sein Roman will zu viel: er will grotesk komisch sein, will abstoßend sein, will provokativ und cool sein, und er will nicht zuletzt spannend und ernüchternd zugleich sein.
Nichts davon gelingt ihm so richtig überzeugend. In der Tat gibt es fantastisch groteske Stellen, zugleich gibt es aber furchtbar alberne Beschreibungen wie die Überlegungen, wie das Liebesleben des Französischlehrers aussehen könnte. Es gibt richtig spannende Kapitel, vor allem zum Schluss hin, es gibt aber auch die totlangweilige Beschreibung des Urlaubs auf Menorca.
Was nach dem Lesen übrig bleibt, ist der schale Beigeschmack der so gar nicht überzeugenden Umsetzung einer ganz passablen Story.