Unappetitlich

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melange Avatar

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Zum Inhalt: Fred Moormann trifft kurz vor seinem Geburtstag zufällig einen alten Schulfreund wieder. Dieser hat eine zweifelhafte Karriere im Milieu hinter sich und schreckt auch vor Mord nicht zurück. Fred sichert sich Max Dienste ohne zu bedenken, dass in diesen Kreisen eine Hand die andere wäscht.

Titel und Cover: Odessa Star ist der Name eines Schiffs, das im Buch vorüber fährt, der Rettungsring soll bestimmt irgendetwas symbolisieren, - ich bin jedoch zu dusslig, um mir auf dieses einen Reim zu machen und deshalb finde ich Cover und Titel zwar hübsch anzusehen und tiefgründig aber komplett unpassend.

Mein Eindruck: Ich bin hin- und hergerissen von den teilweise wirklich abstoßenden Beschreibungen des Ich-Erzählers Fred und seinen Reminiszenzen an die Vergangenheit einerseits und dem bitterbösen Humor und der Selbstbehauptung dieser Figur, die leider erst kurz vor Ende zu ganzer Größe aufläuft. Für mich kommen diese fast genialen Einsprengsel von erzählerischer Güte jedoch ein bisschen zu spät. Bis dahin quält man sich durch viele Schilderungen von bis aufs Fleisch abgeknabberten Fingernägeln, stinkenden alten Frauen, hässlichen Belgiern, gerne garniert mit pornographischen Beischlafphantasien. Durch die blumige und gerade in diesem Bereich sehr ausführliche Ausdrucksweise gelingt Koch alles sehr farbenfroh vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen. Dies ist ein Pluspunkt gekonnter Erzählweise... aber meinen Geschmack trifft es nicht. Diesen Punkt möchte ich nicht überbewerten, da es bestimmt Leser gibt, die besser abstrahieren und mit einer zutiefst unsympathischen Hauptfigur umgehen können. Mir fehlt dieses Einfühlungsvermögen in eine kaputte Type und der Humor und auch das Tragische in einer angeblichen Tragikomödie kommen mir zu kurz.

Fazit: Eine detailreiche Beschreibung einer Midlife-Crisis mit ein paar Toten, um die kaum einer weint.

2 Sterne